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Die Entzauberung der Sternschnuppen

Von Judith Belfkih

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Den Ursprung der Dinge zu verstehen und sich die Geschehnisse der Welt erklären zu können, sind Grundbedürfnisse des Menschen. Dabei in Details vorzustoßen, Fachwissen zu erwerben, sich zu spezialisieren, ist die Basis aller Wissenschaft. Noch nie war es möglich, so tief in die Struktur der Zellen und so weit in das All hinaus zu schauen. Und noch nie war uns dabei bewusst, wie viel es noch zu wissen gibt.

Das Naturhistorische Museum eröffnet am Samstag eine neue Meteor-Radarstation. Auf dem Dach des Museums positioniert, misst sie Teilchen ab einer Größe von einem Millimeter, die in die Erdatmosphäre eindringen - und dabei eine mehr oder weniger starke Leuchtspur hinterlassen. Mit freiem Auge sind diese außerirdischen Körner, die bei ihrem Flug zur Erde glühen, nicht sichtbar. Schon gar nicht untertags. Im Meteoriten-Saal des NHM sind die kleinen Eindringlinge künftig als optische wie akustische Signale zu erfahren.

Bei den sommerlichen, wunscherfüllten Sternschnuppennächten soll es sich um extraterrestrisches Dauerbombardement handeln? Bei dem 100 Tonnen an Material aus dem All auf der Erde landen? Und das täglich? 36.500 Tonnen Weltraum im Jahr? Äußerst unromantisch. Vielleicht sogar ein wenig bedrohlich. Hier eilt dem Menschen aber bei allem Wissens- und Ergründungshunger ein anderer Mechanismus zur Hilfe: die Verdrängung. Man will sich ja nichts kaputtverstehen lassen. Sternschnuppen sollen Sternschnuppen bleiben.