Zum Hauptinhalt springen

Edles Schlagen gegen den Ball

Von Christoph Rella

Kommentare

"Vier edle Veroneser schlugen Ball gegen vier Vicentiner. Sie treiben dies sonst unter sich das ganze Jahr etwa zwei Stunden vor Nacht." Als Johann Wolfgang von Goethe 1786 seine Beobachtungen über den Faustball-Sport in der Republik Venedig niederschrieb, mögen die Italiener im Smashen von Lederbällen ja noch das Maß aller Dinge gewesen sein. Heute kommen die besten Faustballer der Welt aber aus der Heimat des großen Dichters. Die Deutschen sind nicht nur amtierende Welt- und Europameister (Frauen und Männer), sondern haben mit dem TSV Pfungstadt und TSV Dennach auch auf Vereinsebene zwei Vize-Weltcupsieger vorzuweisen.

So gesehen herrschen also beim Faustball Verhältnisse, die selbst die deutsche Präsenz im Fußball übertreffen. 15 WM-Titel nennt der deutsche Turnerbund, dem Faustball zugerechnet wird, schon sein Eigen, und es ist gut möglich, dass am Wochenende bei der laufenden Frauen-Faustball-WM in Linz ein weiterer dazukommt. Nach dem Erfolg im Halbfinale am Freitag gegen Brasilien stehen die Favoritinnen am Samstag im Endspiel (18 Uhr) gegen die Schweiz. Aber auch Österreich, das bisher - wenn auch bei den Männern - einen WM- und fünf EM-Titel erringen konnte, hat mit dem Erreichen des Semifinales eine Sensation geschafft.

Dabei sind die tollen Leistungen der Athletinnen längst nicht das einzige Argument, sich vielleicht einmal die eine oder andere Begegnung im Fernsehen (ORF Sport+ überträgt live) anzusehen, ist doch Faustball auch ein Sport, den man sonst selten zu sehen bekommt. Wie Beachvolleyball in Zeitlupe - und dennoch physisch anspruchsvoll und dynamisch. Der alte Goethe hätte auch daran gewiss seinen Gefallen gefunden.