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Im Zweifel taub stellen

Von Bernhard Baumgartner

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Wer einmal im British Museum in London war, weiß, was Sammeln um jeden Preis bedeutet. Kaum eine Ecke der Welt, aus der das Museum nicht einen Kunstschatz beherbergt. Was für den einen eine bewundernswerte Sammlung ist, ist für den anderen ein Haus voller Artefakte, die die einstige Kolonialmacht teils erbeutet oder jedenfalls unter heute zweifelhaften Umständen erworben oder an sich genommen hat.

Musterbeispiel sind der Parthenon-Fries und andere Kunstgegenstände aus dem Tempel in Athen, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach London geschafft wurden. Eigentlich hätte man nur Zeichnungen und Rekonstruktionen anstellen dürfen, die Genehmigung des Sultans wurde aber "missverstanden", weshalb sich das alles nun in London befindet. Klar, dass sich die Briten mit Händen und Füßen weigern, die Kunstschätze zurückzugeben.

Auch bei kleineren Stücken oder solchen, bei denen der Kunstraub offensichtlich ist, will man keinen Präzedenzfall. Eine Flut an Forderungen wäre die Folge. Kurioserweise ist es ein deutscher Kunsthistoriker, nämlich Hartwig Fischer, der sich seit 2016 als Direktor des Britischen Museums mit den Forderungen herumschlagen muss. Er argumentiert, sein Haus sei "ein Museum der Welt für die Welt".

Gut, so einfach wird man es sich machen können, gerade als deutscher Kunsthistoriker müsste eine gewisse Sensibilität im Umgang mit fragwürdiger Provenienz geraubten Kulturguts vorhanden sein. Taubstellen ist da wohl keine dauerhafte Option.