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Die Tragödie von Fußball-Dänemark

Von Christian Mayr

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"Sein oder Nichtsein" - diese Frage quälte bei William Shakespeare schon Hamlet. Die tragische Figur des Prinzen von Dänemark findet aktuell - freilich auf ganz anderer Bühne - beim dänischen Fußballverband eine fast tragikomische Fortsetzung. Denn keine zwei Monate nach dem ehrenvollen WM-Abschneiden in Russland (Dänemark schied ungeschlagen im Achtelfinale gegen den späteren Finalisten Kroatien nach Elfmeterschießen aus), stecken Spieler und Verband in einem schier unüberwindbaren Zerwürfnis, das für beide Seiten zu einer Art Todestrip werden könnte. Weil sich Verband und Akteure seit längerem über individuelle Werbeverträge und Reisekonditionen nicht einig werden - bei allem geht es letztlich ums liebe Geld -, brennt nun vor dem Testspiel in der Slowakei beziehungsweise dem Nations-League-Auftakt gegen Wales am Sonntag der Hut. Kann letzteres Pflichtspiel nicht programmgemäß über die Bühne gehen, droht sogar der Super-GAU durch die Uefa: eine Sperre samt Ausschluss von der Europameisterschaft 2020. Um das abzuwenden, versucht der Verband verzweifelt, Ersatzpersonal zu rekrutieren - und zwar aus unterklassigen Ligen. Was sich nach einem Hollywood-Klamauk anhört, ist in der Realität eine üble Farce und eines Europameisters von 1992 unwürdig. Schon allein deshalb sollte die Uefa Strafen aussprechen, wenn der Plan Dänemarks mit Halbprofis umgesetzt wird, weil der versuchte Zeitgewinn schlicht eine Fan-Verarschung ist. Auch in Österreich blickt man gebannt Richtung Norden: Denn wenn bis 16. Oktober keine Einigung erzielt wird, hat das Testspiel der ÖFB-Auswahl ganz bestimmt keinen Sinn- Nichtsein statt Sein, muss dann die klare Antwort lauten.