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Homo ludens geht ins Museum

Von Judith Belfkih

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Judith Belfkih, stellvertretende Chefredakteurin der "Wiener Zeitung".

Die Gamifizierung der Welt schreitet voran. Und breitet sich schleichend auch auf die Kunst aus. So wird etwa das ehrwürdige Kunsthistorische Museum ab Oktober zum Spielplatz für Erwachsene. Das heimische Nationalmuseum hat dafür eigens ein Spiel in einer Entertainmentschmiede in Auftrag gegeben. Noch ist alles streng geheim, versteht sich.

Im Zentrum steht jedoch ein "Geheimnis der Sphinx", das es zu lösen gilt. In Gruppen sollen Besucher dabei auf den "Spuren des Da-Vinci-Codes wandeln" und in der ägyptisch-orientalischen sowie der Antikensammlung auf Erkundungsreise gehen. Das Schöne an dieser Aktion: Sie ist analog konzipiert. Hinweise gibt es ganz altmodisch in Kuverts, auch soziale Kompetenz und Teamarbeit sollen vonnöten sein, um ans Ziel zu gelangen.

Doch ist diese wachsende Verspieltheit legitimes wie zeitgenössisches Mittel, um neue Besucherschichten ins Museum zu locken? Oder doch ein weiterer Schritt in der schleichenden Verflachung und Verdummung einer in manchen Bereichen durchaus als regredierend zu bezeichnenden Gesellschaft? Die Tatsache, dass sich das Format "Enterbrainment" nennt, spricht jedenfalls für sich, lässt aber hoffen, dass mit der Taktik, die Teilnehmer "subtil mit Informationen über die Epoche" versorgen zu wollen, vielleicht die Neugierde für eines der Bilder an der Wand geweckt werden könnte. Das Museum kann nur gewinnen und nicht verlieren. Denn eines wird das Spiel sicher nicht: bisherige Besucher von den Alten Meistern fernhalten.