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Straches Aussichten

Von Walter Hämmerle

Leitartikel
© WZ

Möglich, dass Strache in Wien antritt; möglich, dass er Erfolg hat. Seine Karriere ist trotzdem vorbei.


Oft trennt nur ein Hauch das Lächerliche vom Tragischen. Und nicht selten ist auch noch Unverschämtheit dabei.

Rein zufällig haben also nun die Nachricht und ein Foto von einem "Geheimtreffen" zwischen dem gefallenen Ex-Politiker Heinz-Christian Strache und dem gescheiterten Ex-Parteigründer und Milliardär Frank Stronach, der trotzdem ein erfolgreicher Unternehmensgründer bleibt, das Licht der interessierten Öffentlichkeit erreicht. Nur dass daran weder irgendetwas Zufälliges noch Geheimes ist. Etwas anderes zu behaupten, sollte einem eigentlich der Respekt vor der Intelligenz der Bürger verbieten.

Die Wiener FPÖ wird ihren ehemaligen Erfolgsgaranten ausschließen. Aus heutiger Sicht wird das nur die politischen Ambitionen des Ex-Vizekanzlers weiter befeuern. Alles, was jetzt medial abläuft, samt Umfragen, die ihm einen Einzug in den Gemeinderat bei der kommenden Wiener Gemeinderatswahl verheißen, läuft ebenso in diese Richtung.

Es ist also möglich, dass Strache - im Doppelpack mit seiner Frau Philippa, die als wilde Abgeordnete im Nationalrat sitzt - bei der Wien-Wahl mit einer eigenen Partei antritt; mit oder ohne Stronach; und es ist alles andere als ausgeschlossen, dass er damit auch erfolgreich sein wird.

Und dann? Ja, dann hat Strache wenigstens wieder einen Job, der ihm Aufmerksamkeit verschaffen kann - und einen gut bezahlten noch dazu. Als Klubobmann im Wiener Landtag verdient man mehr als 12.000 Euro brutto monatlich.

Der Aufschrei wäre natürlich mindestens genauso groß: Strache hat sich für ein öffentliches Amt diskreditiert; politisch auf jeden Fall, was er übrigens auch mit seiner Erklärung zum Rückzug von sämtlichen politischen Funktionen vom 1. Oktober selbst so sah; ob daraus auch eine rechtskräftige juristische Verurteilung resultieren wird, bleibt abzuwarten; sicher ist das keineswegs.

Wie wäre ein solches Szenario zu interpretieren? Mit Sicherheit hätte der Begriff "Bananenrepublik" wieder einmal Hochkonjunktur, in Österreich, aber wohl vor allem auch im näheren wie ferneren Ausland. Der Name Strache sorgt nun einmal verlässlich für Schlagzeilen.

Das mit der "Bananenrepublik" kann man so sehen. Näher an der banalen Realität ist allerdings der Hinweis, dass eine gefühlsgetriebene Schlagzeilen-Demokratie zwingend die Möglichkeit solcher Ausreißer mit beinhaltet. Das ist nicht schön, aber mittlerweile eben systemimmanent. Die Folgen werden trotzdem überschaubar sein. Das Entscheidende ist: Straches politische Karriere ist vorbei.