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Von Covid-19 zu Covid-Null

Von Thomas Seifert

Leitartikel

Es braucht mehr Unterstützung für die Erforschung eines Impfstoffs.


Es gibt eine Szene in dem düsteren, beängstigend prophetischen und sehr sehenswerten Hollywood-Katastrophenfilm "Contagion", in der die Zuseher spüren, dass das Schlimmste überwunden ist. Gegen Ende des Films, in dem Matt Damon, Kate Winslet und Gwyneth Paltrow mitspielen und der von einer Pandemie handelt, die tödlicher und desaströser ist als Covid-19, bekommen Menschen endlich den ersehnten Impfstoff verabreicht.

Die Traumfabrik Hollywood war einmal mehr der Albtraumfabrik Realität um ein paar Jahre voraus (der Film "Contagion" lief im Jahr 2011 in den Kinos). Doch nicht nur in
der Fiktion, sondern im echten Leben wird die Rettung aus einem Labor eines Impfstoffherstellers kommen. Die Rettung - das wird ein Serum sein, das Menschen gegen das Sars-CoV2-Virus immunisiert.

Eines der Teams, die derzeit an einem Impfstoff gegen das Sars-CoV-2-Virus forschen (darunter ist erfreulicherweise ein Unternehmen aus Wien), wird früher oder später erfolgreich sein. 12 bis 18 Monate - so die Prognose - wird es dauern, bis ein Serum verfügbar sein wird.

Angesichts dessen ist es frustrierend, wie wenig von den Fantastilliarden, die die Regierungen weltweit derzeit in die Rettung des Wirtschaftssystems pumpen, bei Forscherinnen und Forschern ankommt. Auch in Österreich fließt ein viel zu geringer Betrag der Covid-19-Budgets in die Wissenschaft.

Der Mediziner und Direktor der Gesundheitsstiftung Wellcome Trust, Jeremy Farrar, hat in der "Financial Times" einen Text veröffentlicht, in dem er zu einer Investitionsoffensive in die medizinische Forschung rund um Covid-19 aufruft: Von Covid-19 zu Covid-Null - keine weiteren Toten, keine weiteren Arbeitslosen, keine weitere Disruption der Wirtschaft. Rund 8 Milliarden Dollar koste es, um zu Covid-Null zu kommen, rechnet Farrar vor.

Das Problem: Während die Wissenschafter kooperieren wie noch nie zuvor, ist die internationale Politik paralysiert, die Wirtschaftseliten sind gelähmt. Die Forscherinnen und Forscher brauchen aber rasch die nötigen Mittel, um ihre Forschung auf ein Level zu bringen, das dem Problem angemessen ist. Man muss sich das einmal vorstellen: Es ist der Großzügigkeit der Stiftung von Bill und Melinda Gates sowie der norwegischen und einigen wenigen europäischen Regierungen zu danken, dass es heute die Coalition for Epidemic Preparedness Innovations (CEPI) gibt, die das Fundament bildet, auf dem jetzt vielfach die Erforschung eines Covid-19-Impfstoffs aufbaut. Im Film "Contagion" war es eine heldenhafte Forscherin, die den Impfstoff entwickelte. In der Realität braucht es Kapital und eine breite Allianz aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft.