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2021 wird besser als 2020

Von Thomas Seifert

Leitartikel

Schwierig bleibt es trotzdem. Eine Rückkehr zur Normalität im Jahr 2021 ist ausgeschlossen.


Mit etwas Glück wird 2021 ein besseres Jahr, als 2020 es war. Die Impfungen gegen das Coronavirus, die Verfügbarkeit von Testkits und bessere Medikamente werden Covid-19 beherrschbarer machen - vorausgesetzt, dass Mutationen des Virus nicht noch gefährlicher und leichter übertragbar werden.

Es wird trotzdem noch lange Zeit dauern, bis das Virus weltweit unter Kontrolle gebracht sein wird. Derzeit sterben 10.000 Menschen pro Tag weltweit an den Folgen einer Covid-19-Infektion. Diese Zahl wird bis Dezember 2021 deutlich sinken. Aber: Es leben rund fünf Milliarden erwachsene Menschen auf dem Planeten - um Herdenimmunität zu erreichen, müssen zwischen 70 und 85 Prozent der Menschen geimpft oder bereits immun sein.

Adar Poonawalla, Chef des größten Impfstoffproduzenten weltweit (Serum-Institute of India) - sagte vor kurzem gegenüber der "Financial Times", dass es wohl bis Ende 2024 dauern wird, bis Impfstoffe für die gesamte Weltbevölkerung zur Verfügung stehen. Eine Rückkehr zur Normalität im Jahr 2021 ist somit ausgeschlossen. Es dürfte noch länger Beschränkungen im Reiseverkehr geben. Bis zu einem breiteren Rollout der Impfung wird man sich - zumindest in den reicheren Ländern - mit Schnelltests behelfen können. Einfach anzuwendende und breit verfügbare Testkits werden in Europa, Nordamerika, Australien und den reichen Ländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas eine Rückkehr zu einem halbwegs normalen Alltag ermöglichen.

Die wirtschaftliche Erholung wird mit der schrittweisen Überwindung der Pandemie Hand in Hand gehen: Nach dem Einbruch der Weltwirtschaft um 4,7 Prozent im abglaufenen Jahr 2020 wird sie im kommenden Jahr um 4,2 Prozent wachsen (Europa um 4,7 Prozent nach einem Einbruch um
7 Prozent).

In einigen Branchen stehen in den kommenden Jahren gigantische Umbrüche an: 2021 wird das Jahr, in dem Elektroautos die Nische verlassen und mehr in den Fokus der Automobilindustrie rücken werden. Denn je mehr das Coronavirus aus den Schlagzeilen verschwinden wird, umso mehr wird das Thema Klimawandel wieder auf der Agenda auftauchen.

Die nächste Herausforderung wartet bereits auf die Menschheit. Die Pandemiegefahr wurde viel zu lange ignoriert - für diese Ignoranz hat die Menschheit 2020 die Rechnung präsentiert bekommen. Bei der drohenden Klimakatastrophe ist es ähnlich - auch diese ignoriert die Menschheit auf eigene Gefahr. Kommenden November findet die Klimakonferenz in Glasgow statt: 2021 wird man sehen, wie steil die Lernkurve der Menschheit ist.