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Risiko: Mann

Von Martina Madner

Leitartikel

Patriarchal verstandene Männlichkeit ist toxisch - und zwar für Frauen.


Es ist wieder passiert: In Salzburg Stadt wurde in der Nacht auf Montag eine 22-Jährige von ihrem 26-jährigen Partner mit mehreren Messerstichen ermordet. Es ist bereits der fünfte Frauenmord in diesem noch jungen Jahr. Dazu kommen weitere fünf Mordversuche, darunter der besonders folgenschwere an einer 35-jährigen Trafikantin in Wien, auf die ihr Ex einen Brandanschlag verübt hat.

Österreichs traurige Serie als Europas Spitzenreiter bei Frauenmorden von 2018 und 2019 scheint sich 2021 fortzusetzen.

Warum in Österreich Frauen zuletzt eher von ihren Partnern ermordet werden als an anderen Orten Europas, ist noch nicht erforscht. Klar ist aber: Der eigene Mann ist für Frauen oftmals eine Gefahr. Studien zufolge wird eine von fünf Frauen einmal in ihrem Leben Opfer von Gewalt durch ihren Partner.

Klar ist auch: Auch wenn nicht jeder einzelne Mord zu verhindern ist, gibt es einige Hebel, die Politik, Polizei und Justiz ansetzen könnten, um den Schutz von Frauen vor ihren gewalttätigen Partnern zu verbessern.

Das beginnt dabei, dass politisch Verantwortliche die Problemlage akzeptieren. Gewalt an Frauen ist nicht aus fernen Ländern importiert. Unter den Tätern auf österreichischem Boden sind rein autochthone Männer genauso wie Zuwanderer. Nicht jeder Mann entpuppt sich später als Gewalttäter, aber: Sich als Frau speziell einen Autochthonen als Partner zu suchen, hat noch keine vor späterer Gewalt in der Beziehung geschützt. Patriarchal verstandene Männlichkeit ist toxisch - von allen Männern für alle Frauen.

Es genügt nicht, bei einer Inflationsabgeltung für Gewaltschutzeinrichtungen sprachliche Freudenfeuer zu entzünden. Wo bleiben die Mittel für Prävention, gewaltfreie Konfliktlösung insbesondere für Burschen an Schulen? Wo sind die vielen lokal erreichbaren Antigewalttrainings für Männer, die ihrer Frau im Streit eine Ohrfeige verpasst haben? Warum ordnen Gerichte sie kaum an?

Politik kann und darf sich nicht auf vergleichsweise guten Gewaltschutzgesetzen ausruhen. Diese müssen auch durchgesetzt werden. Wiederholungsgefahr ist ein Grund für U-Haft. Warum wird sie selbst bei krankenhausreif Geprügelten nicht gegen den Täter verhängt? Warum folgen Anzeigen kaum Verfahren, warum werden diese von den Staatsanwaltschaften so häufig eingestellt? Warum gibt es kaum Fallkonferenzen? Sie sind seit 2019 wieder möglich, nachdem Innenminister Herbert Kickl dem Pilotprojekt davor den Garaus gemacht hatte. Bei gefährlichen Tätern können Gewaltschutzstellen, Polizei und Justiz ein gemeinsames Vorgehen zum Schutz der Frau koordinieren. Schützt Österreichs Frauen! Damit es nicht wieder passiert.