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Das Tesla und Apple-Kursfeuerwerk

Von Thomas Seifert

Leitartikel

Was sind die Lehren aus der Börsenparty der Technologie- und Elektroautotitel?


Die Welt schwimmt im Geld. Zumindest einige auf der Welt: Anders ist nicht zu erklären, dass der Elektronikgigant Apple am Montag die 3-Billionen-Dollar-Marktkapitalisierungsmarke durchstoßen hat. Wie absurd hoch ist diese Zahl - eine 3 mit 12 Nullen - eigentlich? 3 Billionen Dollar, das entspricht dem Siebenfachen der Wirtschaftsleistung Österreichs.

Der Aktienkurs von Apple ist seit der Corona-Pandemie um mehr als 200 Prozent gestiegen - logisch, war doch Technologie der Schlüssel für Homeoffice, Homeschooling und Unterhaltung in den öden Lockdown-Wochen. Dank Internet konnten die Menschen trotz Kontakteinschränkungen miteinander in Verbindung bleiben.

Trotzdem, der Anstieg des Apple-Börsenkurses ist geradezu unheimlich, beim Blick auf den Aktienchart setzt Höhenkrankheit ein: 1 Billion Dollar Marktkapitalisierung Mitte 2018, 2 Billionen im August 2020, jetzt 3 Billionen.

Am selben Tag, an dem Apple die 3-Billionen-Dollar-Marke geknackt hat, erhöhte sich das Vermögen von Elon Musk um 33,8 Milliarden Dollar auf nun insgesamt 304 Milliarden Dollar. Der Gründer des Elektroautokonzerns Tesla war zwar vergangenes Jahr zumindest auf dem Papier schon einmal reicher (340 Milliarden Dollar) und war zumindest kurzfristig noch vor dem Ölmagnaten John D. Rockefeller (inflationsbereinigt) der reichste Mann der Geschichte, der exzentrische Multimilliardär steht mit seinem Anteil von 18 Prozent an Tesla weiterhin unangefochten an der Spitze der reichsten Menschen der Erde.

Für Normalsterbliche ist der sich der Schwerkraft entziehende Aktienkurs von Tesla schon lange nicht mehr zu fassen, der Konzern verkaufte im vergangenen Jahr 936.100 Fahrzeuge weltweit, das entspricht ungefähr der Anzahl der Fahrzeuge, die Mercedes allein in Europa im selben Zeitraum absetzt. Tesla ist trotzdem an der Börse mehr wert als die anderen größten elf Autokonzerne - darunter Giganten wie Toyota, Volkswagen, BYD, Ford, General Motors, Daimler und BMW - zusammen.

Beide Erfolgsgeschichten - Apple und Tesla - haben miteinander zu tun. Warum? Antwort: Wer kennt noch Nokia oder Blackberry? Eben. Nokia hatte bereits im Jahr 2004 ein Mobiltelefon mit Touchscreen entwickelt, aber das Management in Finnland fürchtete einen Flop und verfolgte das Produkt nicht weiter. Wollen VW und Toyota nicht zum Nokia der Autobranche werden, müssen sie Tesla bei den E-Autos rasch Marktanteile wegnehmen und ihre Zukunftsvision der Mobilität präsentieren. Volkswagen hat erst vor kurzem Schlüsselpersonal von Apples Mobilitätsforschungsabteilung abgeworben. Die Leute in Wolfsburg werden wissen, warum.