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Pop! Wenn die Blase platzt

Von Thomas Seifert

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Die Dinge liegen nie so schlecht wie befürchtet, aber nie so gut wie erhofft.


Im Western-Klassiker "Die Glorreichen Sieben" (1960) verbirgt sich ein recht kluger Dialog:

"Da war da noch der Mann, der aus dem 10. Stock eines Hauses fiel.""Ja, was war mit dem?""Der hat an jedem Stockwerk, an dem er vorbeiraste, gesagt: Bis hierher ging’s gut."

Man könnte das Filmzitat als Metapher für den Lauf des Lebens lesen - der in jedem Fall mit einem unangenehmen, harten Aufprall endet; als Lehre für den Finanzmarkt taugt der Filmdialog ebenfalls vorzüglich.

Gambler, die erst vor kurzem in Bitcoin, Ethereum, Solana, Cardano oder andere Kryptowährungen investiert haben, werden dieses seltsame Gefühl des Wirkens der Gravitationskraft nun deutlich spüren, denn die Kurse sind in diesem pyramidenspielartigen Markt in Sphären wahnhafter Irrationalität emporgeschnellt. Dasselbe gilt für eine Reihe völlig überbewerteter Tech-Stocks, die vor allem an der US-Tech-Börse Nasdaq gehandelt werden. Auch der Autobauer Tesla ist ein Kandidat für eine massive Korrektur. Short-Seller - also Spekulanten, die auf fallende Kurse wetten - haben alleine seit Beginn dieses Jahres 114 Milliarden Dollar mit Wetten auf sinkende Aktienkurse bei Netflix und Tesla verdient. Des einen Verlust ist des anderen Gewinn.

Vergleicht man das Verhältnis zwischen Börsenkursen und Gewinnen, dann zeigt sich, dass die Zeiten auf den Märkten heute ähnlich verrückt sind wie zuletzt kurz vor dem Platzen der Internet-Blase im Jahr 2000. In der Dienstag-Ausgabe des stets lesenswerten und mit schottischem Humor versehenen Newsletters von Bill Blain, dem Chefstrategen von Shard Capital, ist zu lesen, dass er nach einer weiteren Kurs-Korrektur der Tech-Werte mit einem längeren Bärenmarkt rechnet, bis die Börsenkurse wieder halbwegs Boden unter den Füßen haben.

Paul Donovan, Chefökonom der Schweizer UBS, liefert in seinem täglichen Früh-Update seine Erklärung mit, was vor sich geht. Seine These: Nach der Abnormalität der Jahre 2020 und 2021 werde 2022 ein Jahr, in der sich Notenbanken wieder normal verhalten und den Pfad abnormal niedriger Zinssätze und quantitativer Lockerungen verlassen würden.

Auch auf Jeremy Grantham, den 83-jährigen Mitbegründer der Bostoner Investmentfirma G.M.O., zu hören, ist nie schlecht. Er warnt Investoren mit düsteren Worten vor einer Super-Blase.

Man wird sehen, wann und in welcher Form wieder Vernunft an den Börsen einkehrt. Trost kommt jedenfalls von Blain: Die Dinge liegen nie so schlecht wie befürchtet, aber selten so gut wie erhofft.