Zum Hauptinhalt springen

Kein Equal-Pay-Jubeltag

Von Martina Madner

Leitartikel

Arbeit haben Frauen genug. Was fehlt, ist die gute Bezahlung dafür.


Wussten Sie, liebe Frauen, dass Sie in diesem Jahr erst ab 15. Februar mit ihrer Arbeit Geld verdienen? Theoretisch natürlich. Denn ganz praktisch erhalten Frauen selbst in ganzjähriger Vollzeitbeschäftigung im Median um 13 Prozent weniger Einkommen als Männer. Das entspricht 46 Tagen, die Frauen gratis arbeiten.

Sie, liebe Frauen, stehen damit besser da als im vergangenen Jahr. Da arbeiteten Sie bei 14 Prozent Gender-Pay-Gap bis zum 21. Februar gratis. Bevor Sie nun jubeln: Der geringere Unterschied ist nicht auf höhere Gehälter von Frauen zurückzuführen, sondern pandemiebedingt: Männer waren und sind stärker von Kurzarbeit betroffen, weshalb ihre Löhne und Gehälter weniger stark davonzogen. In den besonders krisengebeutelten Branchen Gastronomie und Hotelerie gingen vor allem schlecht entlohnte Jobs für niedrig qualifizierte Frauen verloren. Weshalb weder AK-Ökonomin Katharina Mader, noch Klaudia Frieben vom Frauenring noch Cornelia Pessenlehner von den Business and Professional Women über den heuer geringeren Gender-Pay-Gap jubeln. "Wir brauchen Taten statt ständiger Lippenbekenntnisse", bricht es aus Frieben heraus. Einmal mehr fordern sie: gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit. So wie es Frauen schon in den 1920er-Jahren und seither immer und immer wieder gemacht haben.

Nicht taufrisch, trotzdem nicht umgesetzt, sind die Mittel, die Frauen eine gleich gute Bezahlung für ihre Arbeit bringen sollen: eine Weiterentwicklung der Einkommensberichte, ein Lohntransparenzgesetz, verbindliche Frauenförderpläne, Sanktionen für Betriebe bei Einkommensdiskriminierung, eine Neubewertung der bezahlten Arbeit, eine Neuverteilung der unbezahlten unter den Eltern, ein Rechtsanspruch auf ganztägige Kinderbetreuung ab dem ersten Lebensjahr und der Ausbau der Ganztagsschulen, also Unterstützung von außen.

Wichtig sind die "Verbindlichkeit" und "Sanktionen" für Säumige. Denn im öffentlichen Dienst, wo Frauenförderung verpflichtend ist, sind verbleibende Unterschiede mit dem Alter oder wie etwa bei Richterinnen mit der Bildung erklärbar. Die Stadt Wien zeigt vor, dass man Unternehmen auch über den Zugang zu öffentlichem Geld zur Frauenförderung animieren kann. Seit zehn Jahren ist in einem Pilotprojekt die Vergabe öffentlicher Aufträge an die Frauenförderung gekoppelt. Rot-Pink will das nun von derzeit 9 auf alle 57 Magistratsabteilungen ausdehnen. Die Regierung hat zwar vereinbart, dass Förderungen nur bei gleicher Bezahlung von Männern und Frauen für gleiche Arbeit an Unternehmen fließen sollen - hier aber fehlt selbst das Pilotprojekt als erster Schritt der Umsetzung.