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Es kommen trockene Jahre

Von Thomas Seifert

Leitartikel

Auch im Land des Wasserreichtums droht zunehmend Dürre.


Die anhaltende Dürre hat nun auch ökonomische Konsequenzen: Die Getreideproduktion der Europäischen Union ist von etwa 294 Millionen Tonnen Getreide auf 278,5 Millionen Tonnen gesunken - ein Minus von 5,2 Prozent, die Weizenproduktion in der EU sank um 4,9 Prozent und 6,8 Millionen Tonnen.

Schuld an den Einbußen sind die ausbleibenden Niederschläge.

Laut einem Bericht der Gemeinsamen Forschungsstelle der EU-Kommission (Joint Research Centre, kurz JRC) besteht für 46 Prozent des Gebietes der Europäischen Union eine "Dürre-Warnstufe". Für weitere 11 Prozent des Gebiets gilt laut Bericht eine "Dürre-Alarmstufe".

Wenn Wasser selbst im Saudiarabien des Wassers - Österreich - knapp wird, dann besteht tatsächlich Grund zur Besorgnis: Denn in Österreich scheinen die Probleme vergleichsweise bewältigbar, in Portugal, Spanien, Frankreich und Italien sieht es viel trister aus.

Doch in der Sahel-Zone Österreichs, die sich vom nördlichen Niederösterreich bis in den Seewinkel zieht, sind die Spuren der Dürre bereits deutlich sichtbar: ausgetrocknete Seen, sterbende Fichtenwälder, vertrocknete Mais- und Sonnenblumenfelder.

Klimatologen warnen davor, dass der katastrophale Klimawandel die Probleme in den kommenden Jahren und Jahrzehnten vervielfachen wird. Dazu kommt, dass erst ins kollektive Bewusstsein sickern muss, welch wertvolles Gut Wasser ist: Leider verbrauchen Haushalte und Landwirtschaft in den trockenen Zonen zu viel Wasser, es fehlt an einem vorausschauenden Wassermanangement.

Doch wie bringt man den Bauern bei, andere Sorten anzubauen und nicht gerade in der Mittagshitze die Felder zu bewässern? Das Wasserrecht muss in vielen Regionen Österreichs an die zunehmend trockenen Bedingungen angepasst werden, die Wasserentnahme stärker reguliert werden. Das schmälert das Einkommen der Bauern und macht den Umstieg auf trockenresistentere Sorten notwendig.

Und wie erklärt man Bürgerinnen und Bürgern, dass der Rasen diesen Sommer (und vermutlich auch viele Sommer danach) weniger weich und grün sein wird, weil zum Rasensprengen nicht genügend Wasser vorhanden ist? Dass das Auto diesen Sommer staubig bleiben muss?

Doch Sparsamkeit alleine wird nicht genügen: Aufgrund der Bodenversiegelung kann auf vielen Flächen das Regenwasser nicht versickern, sondern wird über das Kanalsystem in die Flüsse abgeleitet und geht damit verloren. Die Lösung: Asphaltflächen müssen - wo es möglich ist - rückgebaut und durch Sickerpflaster ersetzt werden.

Auch im Land des Wasserreichtums wird man sich auf Wasserknappheit einstellen müssen.