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Riskanter Poker

Von Walter Hämmerle

Leitartikel
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Den allermeisten Menschen, Staatenlenker inbegriffen, fällt es schwer, nicht in Kategorien von gut und böse bei der Analyse von Konflikten zu denken. Exemplarisch zeigt sich das bei der Konfrontation zwischen Israel und dem Iran. Man ist entweder für oder gegen eine Streitpartei. Für die Medien ist diese Weltsicht praktisch: Der Erklärungsaufwand hält sich in Grenzen, die Fronten sind klar, die ist Komplexität gering.

Soll sein, auch Außenpolitik hat eben längst die Mittel der manipulierbaren und manipulativen Massenmedien für sich entdeckt. Kriege bedürfen - gerade in Demokratien, aber nicht nur - öffentlicher Unterstützung; ein durchaus zweifelhafter Ausweis für die Macht der Partizipation.

Was dabei so verstört, ist die archaische Rhetorik, die von beiden Seiten ins Feld geführt wird. Der Gegner wird zur Verkörperung des absolut Bösen hochstilisiert - sei es Satan oder Hitler -, archaische Bilder vom Kampf ums Überleben werden beschworen. Das ist der Stoff, der durchaus als Zunder für einen Weltenbrand taugt.

Doch mit solchen Dichotomien zu argumentieren, raubt den Blick auf dahinterstehende Interessenkonstellationen und reduziert die eigenen Handlungsoptionen.

Das Problem ist nur: Je mehr bei Fragen von Krieg und Frieden als oberstes Handlungsprinzip Tarnen und Täuschen gilt, desto größer ist die Gefahr, dass irgendwer irgendwann Probleme damit bekommt, Realität und Schein auseinanderzuhalten. Wer mit der Drohung, den Gegner zu vernichten, die eigenen Anhänger enthusiasmiert und auch noch an den Mitteln dazu arbeitet, der kann sich kaum beschweren, wenn seine Drohungen plötzlich für bare Münze genommen werden. Auch wenn hinter den Aufrüstungsplänen vielleicht die eigene Angst vor einer Invasion steckt. Es sind schon Kriege aus Missverständnissen entstanden.

Dies ist ausdrücklich kein Plädoyer für eine von moralischen Grundsätzen entkernte Außenpolitik. Im Gegenteil. Nur bei der Analyse sollte nüchterne Rationalität sicherstellen, dass kein Aspekt übersehen oder falsch eingeschätzt wird. Bei Konflikten mit Eskalationspotenzial sind die Folgen fatal - nicht nur für die Beteiligten.

Deshalb sind auch unabhängige Organisationen wie die IAEO von unschätzbarem Wert. Sie sind Garanten für objektive Lagebeurteilungen. Wenn es ihnen gelingt, sich jeder politischen Instrumentalisierung zu entziehen.