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Das Ende der Pax Americana

Von Thomas Seifert

Leitartikel

Die USA lösten nach dem Zweiten Weltkrieg Großbritannien und Frankreich im Nahen Osten als Kolonial- und Hegemonialmacht ab. Die Pax Americana, die neue Weltordnung sollte an die Stelle der Pax Britannica treten.

Und das kam so: Präsident Franklin D. Roosevelt flog 1945 an den Suezkanal, wo er mit dem saudischen König Abdulaziz Ibn Saud zusammentraf und das Fundament für ein Bündnis zwischen den Vereinigten Staaten und Saudi-Arabien legte. 1953 war es dann die tatkräftige Hilfe der CIA für den britischen Auslandsgeheimdienst MI6 beim Sturz des demokratisch gewählten iranischen Premiers Mohammad Mossadegh, welche die Rolle der USA als wichtigster Verbündeter von Schah Mohammad Reza Pahlavi (Mossadeghs Widersacher) festigte. 1956 demütigte Ägyptens Präsident Gamal Abdel Nasser Frankreich und die Briten in der Schlacht um den Suez-Kanal, 1967/68 zog der Premier eines fast bankrotten Großbritanniens, Harold Wilson, alle britischen Truppen östlich von Suez ab.

Von nun an gaben die Amerikaner den Ton an, während dieser Phase gab es in der Region drei Hauptkonflikte: zwischen Säkularen und Islamisten, zwischen Schiiten und Sunniten sowie die Palästina-Frage. Das Resultat: das jahrzehntelange Ringen zwischen den Muslimbrüdern und dem ägyptischen Staatsapparat, Blutvergießen in Israel, in Gaza und im Westjordanland, ein furchtbarer Krieg zwischen Irak und Iran und zwei US-geführte Invasionen im Land zwischen Euphrat und Tigris.

Der Abzug der US-Truppen aus dem Irak markiert das Ende der Pax Americana im Nahen Osten, die neue Weltordnung ist durch eine neue Weltunordnung abgelöst worden. Nun wetteifern die kommenden Regionalmächte Saudi-Arabien und Iran darum, das Vakuum, das die Amerikaner hinterlassen haben, zu füllen. Syrien ist heute Schauplatz eines blutigen Stellvertreterkrieges zwischen Sunni-Protektor Saudi-Arabien und der Schiiten-Schutzmacht Iran. Irak und der Libanon sind längst Teil dieses immer mehr ausfransenden Konflikts, in dem im Irak die USA längst der auch von Teheran unterstützten Regierung von Nuri al-Maliki Beistand leisten. Die Saudis unterstützen jene radikalen Dschihadisten, die in einer koordinierten Aktion im Irak und in Syrien gerade bekämpft werden. Nicht zuletzt, um den Konflikt in Syrien zu lösen, muss ein Modus vivendi zwischen Teheran und Riad gefunden werden.