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Die Fußball-Mafia

Von Reinhard Göweil

Leitartikel
Chefredakteur Reinhard Göweil.

Joseph Blatter, Langzeitpräsident der Fifa, ist ein ehrenwerter Mann. Er bezeichnete sich selbst als "Godfather" des Fußballs. So nennt auch die Mafia ihre Paten. Das System Fifa ist seit Mittwoch endgültig in der organisierten Kriminalität angekommen. Gegen vierzehn Sportfunktionäre und Geschäftspartner wird in den USA Anklage erhoben, sieben davon sind hohe Fifa-Funktionäre. Von "ungezügelter und skrupelloser Korruption" sprach die US-Staatsanwaltschaft.

Tatsächlich hat der gemeinnützige und private Verein Fifa das Milliardengeschäft der Fußballturniere monopolisiert. Ob Europa- oder Weltmeisterschaften, die Fifa ist zentrales Vermarktungsvehikel und bewegt damit 4,2 Milliarden US-Dollar. Alles steuerfrei, sonst bekommt das Austragungsland keinen Zuschlag. Und auch diesen Zuschlag - etwa für Russland 2018 und für Katar 2022 - machen Fifa-Funktionäre zu klingender Münze. Von diesem Stimmenkauf will Fifa-Präsident Blatter nichts gewusst haben, daher will er am Freitag wiedergewählt werden. Der Weltverband wird ihm wohl diesen Wunsch erfüllen. Zwar sind die Europäer (Uefa) dagegen, aber im Plenum haben schließlich alle nur eine Stimme. Sogar die jetzt Verhafteten sind weiterhin stimmberechtigt.

Blatter verteilt Milliarden an die nationalen Fußballverbände, und vor allem in Afrika, Asien und Südamerika sind viele für den Geldregen dankbar. Dass damit schon einmal offiziell Jugendcamps gebaut werden, die dann korrupten Politikern als Landsitz dienen, wird in Kauf genommen. Dass - wie zuletzt bei der WM in Brasilien - manche Fifa-Funktionäre einen schwunghaften Schwarzhandel mit Tickets auf eigene Rechnung aufziehen, ebenso.

Unbeirrt sitzt Blatter im Zentrum seines Netzwerks, in dem sich einige wenige ungeheuer bereichern. Mehr als 150 Millionen Dollar sollen alleine die nun in den USA vor der Anklage stehenden und in Zürich verhafteten sieben Fifa-Funktionäre zur Seite geräumt haben.

Nach dem Motto "Angriff ist die beste Verteidigung" ließ Blatter seinen Sprecher sagen, dass die Korruptionsfälle furchtbar seien, weil die Fifa geschädigt werde.

Dafür gibt es ein passendes Wort: Chuzpe. Das ist zwar strafrechtlich irrelevant, zeigt aber die Reformunfähigkeit des 79-Jährigen. Die Korruption wird wohl andauern - wie auch die Fans weiterhin die Fußballstadien füllen werden.