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Steuergeschenke für Apple

Von Thomas Seifert

Leitartikel
Thomas Seifert.

Am Ende haben sich Apples Steuertricksereien also ausgezahlt. Jahrelang hat der Konzern seine Gewinne offshore angelegt, um nicht die mit 35 Prozent im internationalen Vergleich hohen US-Unternehmenssteuern abliefern zu müssen. Nun bezahlt Apple 38 Milliarden Dollar Steuern und transferiert im Gegenzug den größten Teil des im Ausland veranlagten Vermögens von 252 Milliarden Dollar in die Konzernzentrale nach Cupertino in Kalifornien. Donald Trumps Steuerreform kommt für Großkonzerne wie Apple einem Steuergeschenk gleich: Cash, das die Konzerne von ihren internationalen Konten nach Hause überweisen, wird einmalig mit 15,5 Prozent besteuert - ein deutlich geringerer Satz als die 21 Prozent Unternehmenssteuern. Dabei ist Apple nur einer in einer ganzen Reihe von multinationalen Konzernen, die insgesamt rund drei Billionen US-Dollar nicht in den Büchern am Konzernhauptsitz verbuchen. Dass sich kleinere Unternehmen derartige Tricksereien nie leisten konnten, versteht sich von selbst. Und noch etwas: Datenkraken wie Apple (Wert: Fast 800 Milliarden Dollar), Google (fast 700 Milliarden) oder Facebook (über 500 Milliarden) beschäftigten im Vergleich zu ähnlich großen Unternehmen in anderen Branchen viel weniger Mitarbeiter. So erzielt etwa Volkswagen mit etwas über 625.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 217 Milliarden Euro. Apple kommt an diese Umsatzzahlen (230 Milliarden Dollar) fast heran - hat aber nur 123.000 Beschäftigte. Da in den meisten Steuersystemen der Faktor Arbeitskraft die wichtigste Basis für die Steuerleistung ist, kommt Apple im Vergleich zu Volkswagen sehr gut weg.

Trumps Steuerreform ist durchaus pikant: Denn im Wahlkampf hat der Immobilien-Tycoon sich als Kämpfer für den kleinen Mann inszeniert, der den Großkonzernen ganz schön einheizen wird. Er hat in seinen Reden Retro-Utopien aus den 1950er Jahren beschworen, hat an Zeiten erinnert, als einfache Arbeiter noch von den Früchten ihrer harten Arbeit gut leben konnten.

Doch Trump hat sich - was wohl nur seine Fans überrascht haben dürfte - als Kämpfer für den reichen Mann entpuppt: Angefacht von den Steuererleichterungen geht an der Wall Street seit Monaten ein Kursfeuerwerk ab, die Investoren an der Wall Street sind entzückt. US-Budget-Experten hingegen weniger: Denn wie das durch die Steuersenkungen noch weiter auseinanderklaffende Budgetloch gestopft werden soll, ist unklar.