Kataloniens Streben
nach Unabhängigkeit

Am 14. Oktober, nach zwei Jahren Untersuchungshaft und einigen Monaten Gerichtsprozess, wurden sieben katalanische Politiker sowie zwei Präsidenten der beiden großen Unabhängigkeitsbewegungen zu Gefängnisstrafen zwischen neun und dreizehn Jahren verurteilt - wegen Aufruhrs und Veruntreuung öffentlicher Gelder und weil sie friedliche Demonstrationen sowie eine Volksabstimmung organisiert haben.

Es handelt sich um einen politischen Prozess sowie eine Verurteilung von politischen Ideen, mit dem Zweck, die pazifistische, demokratische und proeuropäische Unabhängigkeitsbewegung zu kriminalisieren und deren politischen Führung aus dem Weg zu räumen. Vielmehr erinnert der Prozess an Schauprozesse in Diktaturen aus dem vergangenen Jahrhundert und entspricht mehr einem Racheakt als einem fairen Urteil.

Uns schmerzt im Besonderen die Haltung der europäischen Institutionen. Die EU-Kommission wiederholt gebetsmühlenartig seit Jahren, dass sie sich nicht in innere Angelegenheiten von Mitgliedsstaaten einmischt. Demokratie und Menschenrechte, die Grundpfeiler der EU, scheinen weniger relevant zu sein als wirtschaftliche Interessen. Wir hoffen, dass eine europäische Organisation eine Vermittlerrolle übernimmt, um einen ehrlichen Dialog beider Seiten zu ermöglichen und den Konflikt auf demokratische Weise beizulegen.

Matthias Wozel,
Casals catalans de Graz, Salzburg
i Vienna/Katalanische Vereine aus Graz, Salzburg und Wien

Die Rolle der Queen
im Brexit-Streit

Das nunmehr dreijährige Brexit-Chaos in Großbritannien erreicht derzeit seinen Höhepunkt - und die Queen muss dazu schweigen? Ein österreichischer Bundespräsident hätte die Macht, einen Bundeskanzler vom Format eines Boris Johnson abzusetzen. Wenn die Queen dieses Recht offenbar nicht hat, stellt sich die Frage: Wozu leistet sich Großbritannien ein Königshaus? Ein Staatschef, der unter anderem die Aufgabe hat, den Premierminister einzusetzen, muss ihn auch absetzen können!

Günter Braun,

1020 Wien

Zum Artikel von Karl Ettinger,
17. Oktober

Eine Steuerreform zur
Belebung der Wirtschaft?

Warum die Abgabenquote sinken soll, bedarf einer tiefergehenden Analyse. Was dem Staat an Steuern vorenthalten wird, fehlt für die Bereitstellung staatlicher Wohltaten und dringender Investitionen in die Infrastruktur. Die Entlastung mittlerer und höherer Einkommen würde nur teilweise zu mehr Konsum führen. Ein vermutlich größerer Teil würde die privaten Vermögen vermehren.

Ich als ASVG-Pensionist würde auch bei einer um 20 Prozent höheren Einkommensteuer noch gut leben können. Menschen, die von der Steuerprogression stärker betroffen sind, hätten trotzdem netto mehr als ich. Aber ich weiß schon, die Raffgier wächst schneller als das Einkommen.

Robert Grünwald,

per E-Mail

Zur Kolumne von Robert
Sedlaczek, 16. Oktober

Der seltsame Charme des österreichischen Deutsch

Wir sind vor über dreißig Jahren von Berlin nach Wien gezogen und haben uns über die Jahre ans österreichische Deutsch im Gegensatz zum deutschländischen Deutsch gewöhnt; auch wenn uns der Anspruch, dass das österreichische Deutsch das bessere sei, immer wieder mal geärgert hat.

Ich habe über Jahre an diversen Schulen Lehrern den pädagogischen Einsatz von elektronischen Tafeln unter didaktischen Gesichtspunkten erklärt. Dabei habe ich so steile Sätze gehört wie: "Kinder, der Herr hat mir die Benutzung der Tafel gelernt", oder: "Wir treffen sich dann um drei", und viele andere mehr. Es waren weniger die Unterschiede der gleichwertigen Sprachzentren, die uns immer wieder mal erschreckt haben, als vielmehr die "völlig andere Grammatik" - um es mal sanft auszudrücken.

Dipl. Inf. Friedrich E. Starp,

3003 Gablitz/Wienerwald