Besser gezielte Covid-Tests
von ausgewählten Gruppen
Die ersten Ergebnisse der Covid-19-Massentests liegen vor: Knapp über 31 Prozent der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger ließen sich testen, nur 0,45 Prozent der Tests waren positiv. Ein Grund zur Freude. Oder doch eher ein Grund zur Skepsis?
Zum Vergleich: Trinicum diagnostics testet zurzeit regelmäßig 1.000 junge Personen in unterschiedlichsten Bildungseinrichtungen. Der Anteil der positiv Getesteten ist dabei um ein Vielfaches höher. Zufall? Oder testet die Regierung vielleicht gerade die falsche Hälfte der Bevölkerung - falls überhaupt je die Hälfte daran teilnimmt.
Wer geht zu den Tests? Eher ältere und vorsichtige Personen mit wenig Sozialkontakten: die "Risikogruppe der Erkrankung" mit geringer Infektionswahrscheinlichkeit. Wen bräuchten wir bei den Tests? Die "Risikogruppe der Verbreitung": risikobereite junge Menschen mit sehr vielen Sozialkontakten und hoher Infektionswahrscheinlichkeit. Die gehen aber nicht zu den Massentests.
Viel wirksamer als eine Massentestung wäre es, die Verbreitungsgruppen zu erfassen und regelmäßig zu testen. Das würde die Logistik vereinfachen und die Wirksamkeit der Tests um ein Vielfaches erhöhen. Denn (auch) bei Antigen-Testungen gilt: Einmal ist keinmal!
Warum machen wir nicht alle Bildungseinrichtungen auf und testen alle SchülerInnen, LehrerInnen, StudentInnen, ProfessorInnen, Lehrlinge, SeminarteilnehmerInnen zweimal die Woche? Warum sperren wir die Gastronomie nicht wieder auf und erlauben den Zutritt nach 18.00 Uhr - mit einem negativen Testergebnis, nicht älter als drei Tage? Warum testen wir nicht wöchentlich MitarbeiterInnen in besonders risikoreichen Unternehmen? Eine solche Strategie hätte mehrere positive Effekte:
Kinder und Jugendliche könnten endlich wieder Schulen und Universitäten besuchen.
Ein soziales Leben wäre wieder möglich.
Gruppen, die viel zur Corona-Verbreitung beitragen, werden relativ systematisch erfasst.
Es gäbe ein gutes Monitoring der Virusausbreitung.
Natürlich kosten solche Testungen. Gerade deshalb sollte es dafür ja auch eine Strategie geben. Laut IHS kostet eine Woche Lockdown bis zu 1,5 Milliarden Euro - zusätzlich zu den Milliardenhilfen der Regierung. Selbst wenn wir 100 Millionen Euro für strategische Tests ausgeben, ist das noch vergleichbar wenig dagegen.
Dr. Günther Malek,
Gründer und ärztlicher Leiter von Trinicum - Zentrum für Integrative Medizin und Schmerzdiagnostik