Leserforum
Digitale Tracing Tokens
statt Corona-Apps
Auch wenn die Corona-Impfungen langsam in Schwung kommen, müssen wir noch einige Zeit lang mit Einschränkungen leben. Um harte Lockdowns zu vermeiden, müssen lokale Ausbrüche rasch erkannt und die Nachverfolgung der Infektionsketten stark verbessert werden. Die Verbreitung und Anwendung von Corona-Apps blieben weit unter den Erwartungen, aber Europa sollte weiterhin auf automatisiertes Contact Tracing setzen. Allerdings mit einem anderen Zugang und anderer Technologie: dem digitalen Token.
Der Transportsektor hat umfangreiche Erfahrung mit Tokens, und Singapur setzt bereits jetzt einen Token für das Contact Tracing von Covid-19 ein. Der Token benötigt nur minimale Funktionalität für die Kontakt-Nachverfolgung. Er ist klein, robust, billig und verbraucht wenig Energie. Und seine Einfachheit, begrenzte Anwendungsmöglichkeit und die Tatsache, dass der Token nicht permanent aktiv ist, garantieren ein hohes Maß an Sicherheit und Schutz der Privatsphäre. Weder Download noch Installierung sind nötig, keine Verbindung zu persönlichen Daten ist möglich.
Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur sind eingeladen, den Einsatz von Tokens beim Contact Tracing zu erwägen. An diesem Punkt angelangt, müssen wir alle Optionen auf den Tisch legen, die eine rasche, sichere Rückkehr zu einer blühenden Wirtschaft und einer offenen Gesellschaft erleichtern können.
Willem Jonker,
CEO von EIT Digital
Neue Strategie statt
ständiger Lockdowns
Trotz langem Lockdown sind die Ansteckungszahlen nicht im gewünschten Ausmaß zurückgegangen. Ein wesentliches Ergebnis war nur eine weitere Schädigung der Wirtschaft, des Kultur- und Gesellschaftslebens. Daher wäre eine neue Strategie notwendig, die im Wesentlichen so aussehen müsste: alle Bereiche wieder öffnen, auch Gastronomie, Theater, Sportveranstaltungen und so weiter - intern jedoch solche Maßnahmen setzen, die eine Ansteckung möglichst gering halten, aber praktikabel sind. Die momentanen Testvorschriften, zum Beispiel für einem Friseurbesuch, sind dagegen nicht praktikabel. Auch Virusmutationen sollte die Regierung nicht zum Anlass nehmen, neue Panikszenarien zu entwerfen. Bekanntlich mutieren solche Viren ununterbrochen.
Ein intelligenter Weg zur Bekämpfung der Pandemie ist natürlich nicht leicht zu finden, und es bedarf vieler Abwägungen. Vor allem aber müsste sich die Regierung mit vernünftigen Beratern umgeben. Die Impfung zu forcieren, ist natürlich ebenso wichtig.
Ing. Erwin Bauer,
4060 Leonding
Vorurteile gegen den russischen Impfstoff
Als die Existenz von "Sputnik V" erstmals bekannt wurde, hat man im Westen die Nase gerümpft. Unisono war man der Meinung, dass aus Russland nichts Gutes kommen könne. Aber nach dem Debakel mit AstraZeneca kann man dem in Russland entwickelten Impfstoff auf einmal positive Seiten abgewinnen. Der Westen sollte endlich seine Überheblichkeit ablegen und anerkennen, dass es auch in anderen Teilen der Welt kompetente Wissenschafter gibt - und zwar nicht erst dann, wenn der Hut brennt.
Brigitte Huber,
per E-Mail
Mit Optimismus
und Solidarität
Ja, wir alle sind Getriebene der Pandemie und könnten sie nur durch hohe Solidarität bewältigen. Dazu gehört auch die Abwägung zwischen Abschottung durch bereitwilligste Hygiene-Einhaltung, Kontakt-Reduktion und Schonung der Alten einerseits und möglichster Aufrechterhaltung von Handel, Kulturprogrammen und Freizeitaktivitäten andererseits. Dass dies ohne staatliche Eingriffe erfolgen würde, war, am Beispiel des vergangenen Sommers bewiesen, ein frommer Wunsch.
Wir dürfen vor dem Virus nicht in die Knie gehen. Gedämpfter Optimismus auf allen Ebenen könnte hilfreich sein. Verständnisvoll, rücksichtsvoll und gemeinschaftsbewusst schaffen wir das!
Wolfgang Riemer,
per E-Mail
Zum Artikel von Brigitte Pechar und Hans Kronspieß, 6. Februar
Das religiöse Leben
während des Lockdowns
Ja, es ist schade, dass sich die Kirchen willfährig sämtlichen Einschränkungen unterworfen haben und damit auch die Entwöhnung von einem Gemeindeleben einleiteten. Eine engagierte, kämpferische Kirche sähe anders aus, hätte Alternativen vorgeschlagen, neue Wege des Feierns und der Begegnung gefunden. Die digitalen Gottesdienste können wohl das Mitfeiern des Gedächtnismahles Jesu nicht ersetzen, und auch die jetzt angedachten Kurzmessen ohne Gesang, mit Maskenzwang lassen kaum eine erhebende Stimmung aufkommen und reichen vielleicht für jene, die sich noch an die "Sonntagspflicht" erinnern, statt gemeinsam das Gedächtnis des Auferstandenen zu feiern.
Die Abhängigkeit der katholischen Kirche von der ausschließlichen "Gnadenvermittlung" durch geweihte Priester zeigt sich deutlich. Dabei wird jedem Getauften zugesprochen, "Prophet und Priester auf ewig" zu sein. Gerade derartige Ausnahmesituationen, wie wir sie jetzt durchleben, könnten Antrieb sein, das von Jesus aufgetragene Gedächtnis an ihn in kleinem Kreis zu feiern.
Dr. Herbert Peherstorfer,
1030 Wien
Zum Artikel von Martina Madner, 5. Februar
Weniger Einschränkungen
für Covid-Geimpfte?
Die bloße Art der Fragestellung zeigt auf erschreckende Weise, wie sehr die Angst vor dem Virus das autoritäre Denken befördert hat. Elementare Grundrechte, die jahrzehntelang als unverbrüchlich galten, werden auf einmal nur noch als Belohnung für besonderes Wohlverhalten gewährt. Das Prinzip des demokratischen Rechtsstaates, wonach es einen sehr triftigen Grund braucht, um ein Grundrecht zu beschränken, wird in sein Gegenteil verkehrt. Der Zwang wird als Normalfall gesehen und die Freiheit als argwöhnisch beäugte Ausnahme.
Reichlich absurd ist auch das Argument, Sonderregelungen für Geimpfte wären ungerecht gegenüber den anderen. Nach dieser Logik müssten Gehen und Laufen für Gesunde verboten werden, weil dies von Rollstuhlbenutzern als unfair empfunden werden könnte. Sobald feststeht, dass von einer geimpften Person keine Ansteckungsgefahr mehr ausgeht, gibt es keine rechtliche Grundlage mehr für die Aufrechterhaltung pandemisch bedingter Beschränkungen, jedenfalls gemäß der Verfassung, die meines Wissens immer noch Gültigkeit hat.
Gerhard Menzl,
1080 Wien
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