Zum Interview von Martina Madner, 20. April
Eine schöne, aber realitätsfremde Idee
Barbara Prainsacks Thesen vom würdevollen Leben mit einem bedingungslosen Grundeinkommen klingen schön. Aber es geht nicht um Großkonzerne. Ich spreche vom Bäcker über der Straße, der niemanden findet, der um 3 Uhr Früh aufstehen will, vom kleinen Schuhgeschäft in unserem Haus, dessen Eigentümer 60 Stunden in der Woche arbeitet, weil niemand mehr am Samstag arbeiten möchte, und vom Beisl an der Ecke, das zusperren musste, weil weder ein Koch noch ein Kellner zu finden war.
Wir hängen doch jetzt schon von der Arbeit der Ukrainer und Bulgaren ab, die den Marchfelder Spargel ernten, weil sich kein Österreicher mehr findet, der noch Feldarbeit machen will. Amazon wir eine Lösung mit Robotern finden, aber Spitalsdienst, Kanalräumen, Gerüste aufstellen oder andere schwere oder unangenehme Jobs macht man nur, weil man finanziell darauf angewiesen ist. So ist eben die Realität.
Wolfgang Mayerhofer,
1040 Wien
Bessere Sozialhilfe statt Grundeinkommen für alle
Beim bedingungslosen Grundeinkommen (BGE) stellt sich die grundsätzliche Frage, wie neben den dafür benötigten 100 Milliarden Euro jährlich das notwendige zusätzliche Sozialsystem finanziert werden kann. Circa 10 bis 15 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher brauchen psychosoziale Hilfen (Pflege inklusive), die als hochwertige Dienstleistung bezahlt werden muss. Außerdem müssten Grundnahrungsmittel und Wohnen verstaatlicht werden, weil in einem freien Markt, wie wir jetzt an den steigenden Energiepreisen sehen, die BGE-Empfängerinnen und -Empfänger ohne Zusatzverdienst wieder die Armen im System werden.
Besser wäre für die Absicherung der sozial Schwachen ein Grundeinkommen ohne Arbeit für jene 3 bis 4 Prozent der Bevölkerung, die durch Psychose, hochgradige Traumatisierungen und andere schwere Beeinträchtigungen arbeitsunfähig sind.
Mag. Alfred Zopf,
4822 Bad Goisern
Zum Artikel von Birgit Svensson, 28. April
Dringend benötigte
Hilfe für den Jemen
So erfreulich es ist, dass endlich auch in österreichischen Medien über das "Armenhaus Arabiens" geschrieben wird, noch willkommener wäre eine fundierte Berichterstattung. Matthias Leibbrand (Vision Hope) ist es gelungen, nach Sana’a zu kommen, er geht entzückt in der Stadt spazieren, findet wenig sichtbar zerstörte Häuser, volle Geschäfte und offene Restaurants. Auch die exklusivsten Produkte sind überall verfügbar. Aber für wen? Hat er mit Bürgern gesprochen, die es sich nicht leisten können, von dem umfassenden Warenangebot Gebrauch zu machen, und ermittelt, wie viele das sind?
Er ist überrascht von den Organisationsfähigkeiten der Huthi-Rebellen. Hat er mit Sana’anis gesprochen, deren minderjährige Söhne zwangsrekrutiert werden, oder mit deren Eltern, die für die Überlassung dieser Kindersoldaten Geld bekommen und sie deshalb die Schule abbrechen lassen?
Sicher ist von den Saudis keine materielle Hilfe zu erwarten. Wie also kann den Jemeniten geholfen werden, ohne dass das Geld von den Huthis konfisziert wird, um Waffen zu erstehen? YERO (Yemen Education and Relief Organisation) und FAI (Felix Arabia International - Helping Hands for Yemen) sind Hilfsorganisationen, die hunderten Kindern den Schulbesuch ermöglichen und ihnen und deren Familien Lebensmittel und Medikamente zukommen lassen. Die Beiträge der Sponsoren können auf privatem Weg an den Huthis vorbei nach Sana’a gebracht werden und sind steuerlich absetzbar. Auch fallen keine administrativen Kosten an, das Team arbeitet ehrenamtlich.
Dr. Annelies Glander,
Präsidentin der FAI
Zum Leitartikel von Walter
Hämmerle, 28. April
Für eine funktionierende
liberale Demokratie
Ja, das stimmt: Nur die Demokratie als staatliches Organisationsprinzip ermöglicht notwendige wechselnde Mehrheiten. Der ganz normale unaufgeregte Personen- und Parteienwechsel im Staate ist eines der wichtigsten Wesensmerkmale unserer liberalen Demokratie. Die Gemeinden - als von den Menschen am ehesten überschaubare staatliche Einheiten - zeigen es vor: Direkt vom Volk gewählte Bürgermeister - ohne Mehrheit der eigenen Fraktion im Gemeinderat - haben zwar viel Koordinierungsbedarf, leisten aber umso mehr für die Erhaltung der Qualität und Stärkung unserer liberalen Demokratie in Österreich.
Die Initiative Wirtschaftsstandort Oberösterreich (IWS) leistet dazu mit dem laufendem Projekt Demokratieforum.at einen wichtigen Beitrag. Das Grünbuch dazu kann bereits angefordert werden.
Prof. Gottfried Kneifel,
Geschäftsführer des IWS
Nicht nur auf erneuerbare Energiequellen setzen
Unsere Abhängigkeit von Energieimporten erfordert es, alte Energieprojekte wieder anzudenken. Wir werden mehr Strom brauchen und dafür Kraftwerke. Erneuerbare Energiequellen sind gut, haben jedoch ihre Tücken. Also braucht es Ersatzkraftwerke, die möglichst nicht-fossil betrieben werden. Somit ist es höchste Zeit, schubladisierte Projekte wieder hervorzuholen. Dazu gehören die Donau-Laufkraftwerke östlich von Wien und Alpen-Speicherkraftwerke. Wenn die optische Beeinträchtigung durch Windparks akzeptiert wird, sollte dies auch für entlegene Alpentäler gelten.
Wolfgang Riemer,
per E-Mail