Ein Waffenstillstand
in der Ukraine?

Die russische Armee hat die Offensive in der Ostukraine wieder verstärkt, vor allem nahe Donezk hat die Intensität der Angriffe zugenommen. Mit kurzen Vorstößen sollen vermutlich die ukrainischen Streitkräfte im Osten gebunden werden, um die erwartete Gegenoffensive im Oblast Cherson zu behindern.

Russland anerkennt die Souveränität der Ukraine nicht und will sie vollständig besetzen, die Ukraine will die besetzten Gebiete, einschließlich der Halbinsel Krim, zurückerobern: Diese Zielsetzungen deuten auf einen langen Krieg hin. Jedoch sprechen zwei Faktoren für eine Waffenruhe noch vor dem Winter: Der russischen Armee gehen Präzisionsmunition und Drohnen aus, und am Schwarzen Meer ist die Hälfte der Luftwaffe unbrauchbar; den ukrainischen Streitkräften fehlen ausgebildete Soldaten für die modernen westlichen Waffensysteme. Für eine Gegenoffensive braucht man zumindest die dreifache Stärke des Gegners. Beide kriegsführende Parteien benötigen Zeit, um einen angriffsfähigen Zustand herzustellen.

Oberst i.R. Kurt Gärtner,

4600 Wels

Zum Gastkommentar von
Heinz Gärtner, 24. August

Recht und Ethik
gegen den Krieg

Krieg ereignet sich auf der Ebene der Gewalt und auf der Ebene der Macht. Darüber liegen die Ebenen des Rechts und der Ethik. Ist auf der Ebene der Gewalt und der Macht keine Lösung in Aussicht, könnte die Staatengemeinschaft auf den anderen beiden Ebenen des Rechts und der Ethik agieren.

Derzeit ist das Recht der in der UNO zusammengeschlossenen internationalen Staatengemeinschaft noch ungenügend ausgebildet, um eine Zivilisierung der Konfliktaustragung zu erreichen. Also wären die Schaffung rechtlicher Institutionen oder Vorgehensweisen ins Auge zu fassen. Denkbar wäre ein obligatorisches Schiedsgericht bei Konfliktbeginn oder ein obligatorisches Verfahren vor dem Internationalen Gerichtshof mit Sanktionen durch den Sicherheitsrat oder andere geeignete Gremien.

Auf der Ebene der Ethik wäre Globale Friedenserziehung für alle Kinder, wie dies auch Unesco-Programme vorsehen, von immenser Bedeutung. Krieg sollte für alle Menschen ein "No-Go" als Konfliktlösungsmittel werden. Es muss deutlich werden, dass Frieden das Fundament von Sicherheit und guter Entwicklung für alle ist.

Ich möchte hier einen Begriff einbringen, der heute ziemlich aus der Mode gekommen ist: das Wohlwollen. Wohlwollen kann man als "Ich will, dass Du lebst" definieren. Man kann einen Krieg eigentlich erst beginnen, wenn dies nicht mehr gilt. Doch das Bewusstsein, dass Wohlwollen, in diesem Sinne verstanden, vom Einzelnen bis zur Staatengemeinschaft gelebt und gepflegt werden kann und soll, kann uns rosigere und friedlichere Zukunftsaussichten eröffnen als die derzeitigen.

Helga Kerschbaum,

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Unangenehme Fakten
offen aussprechen

Die Regierung sollte in dieser Krisensituation nicht nur mehr oder weniger beruhigend argumentieren, sondern der Bevölkerung auch offen sagen: Ja, Solidarität mit der Ukraine ist ohne persönlichen Wohlstandverlust nicht zu haben. Von Krisengewinnern einmal abgesehen.

DI. Dr. Franz Labek,

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Teuerungsausgleich
bei den Pensionen

Staatssekretärin Claudia Plakolm verweigert Pensionisten, die lebenslang gearbeitet haben, den vollen Teuerungsausgleich. Sie ignoriert, dass Pensionen keine Almosen sind, sondern Rückzahlungen von arbeitenden Menschen, verzinst angelegte Gelder, die durch den Verbraucherpreisindex jährlich anzupassen wären.

Alle, die geringe Pensionseinzahlungen geleistet haben, dürften aus dem Pensionsangleichungstitel nur das, was ihnen indexmäßig zusteht, bekommen. Kleine Pensionen wären über Ausgleichszulagen anzupassen. Das staatliche Versicherungssystem besteht darin: Wer mehr einzahlt, soll mehr herausbekommen. Daher ist es ein Missbrauch des Pensionssystems, wenn Mehreinzahler für Geringeinzahler mitzahlen müssen. Auf diese Weise hat der Mittelstand in Österreich in den vergangenen 30 Jahren
30 Prozent an Kaufkraft verloren.

Dr. Ewald Maurer,

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Ein Pfandsystem auch
für Gurkengläser & Co.

Die größten klimavernichtenden Erdgasverbraucher in der Industrie sind die chemische Industrie, die Papierindustrie und die Glasindustrie: Die Glasschmelzwannen müssen das ganze Jahr rund um die Uhr laufen.

Bei Bierflaschen hat man es geschafft, ein Pfandsystem für eine genormte 0,5-Liter-Euro-Flasche zu schaffen. Wie wär es mit einer EU-weiten Norm für die Form der Glasgebinde bei Marmeladen, Roten Rüben, Gurkerln, Pfefferoni oder Honig - samt einem Pfandsystem? Brauchen wir wirklich Wegwerfgläser mit Größen wie 375 und 325 Milliliter? Und ist es nicht irre, Glasgebinde nach dem Einmalgebrauch beim Einwurf in den Restglas-Container zu zerstören? Dann startet wieder der Energiekreislauf für das Schmelzen und Neuformen in den verschiedenen Designs.

Fritz Baumgartner,

4222 St. Georgen/Gusen

Lob für die Artikel
der "Wiener Zeitung"

Die "Wiener Zeitung" ist für mich als seriöse Informationsquelle unverzichtbar. Stellvertretend für zahlreiche andere Hintergrundartikel möchte ich drei Beispiele aus der jüngeren Zeit anführen: "Gefährliche Hoffnung auf ein besseres Leben", "Poppers Albtraum in der Ukraine" (beide 10. August) und "Von Kabul über Aleppo bis in den Jemen und Myanmar" (13./14. August). Vielen Dank für die aufschlussreiche Lektüre und weiter so!

Elfie Fleck,

per E-Mail