Sachlich, unabhängig
und unverzichtbar
Als Architekturjournalistin und als Architekt sind wir es gewohnt, Verantwortung zu übernehmen, aber nicht unbedingt hinter einem Mikrofon zu stehen. Doch manchmal gibt es Anlässe, die einen zwingen, Position zu beziehen.
Als Mitbegründer und Mitbegründerin der Aktionsgruppe "Bauten in Not" setzen wir uns seit einigen Jahren für gefährdete und schützenswerte Architektur ein. Doch auch Medien können in Not geraten. Die "Wiener Zeitung" ist im höchsten Maße gefährdet und schützenswert. Deshalb haben wir die Initiative "Baukultur für Medienvielfalt" gestartet. Wir wollen damit als Teil der Zivilgesellschaft ein Zeichen setzen.
Wir befassen uns intensiv mit den Themen Städtebau, Architektur, Denkmalschutz und allem, was unter Baukultur subsumiert wird. Hinter Planungsprozessen und Bauaufträgen stecken viele Interessen, viel Kapital und viel Macht. Immobilienspekulation, das stillschweigende Verschwinden alter Bausubstanz, Korruption und Fehlplanungen im öffentlichen Raum und vieles mehr benötigen eine kritische Öffentlichkeit. Die "Wiener Zeitung" schafft diese kritische Öffentlichkeit. Die Berichterstattung zeichnet sich durch ein hohes Maß an Professionalität und Sachlichkeit aus. Die "Wiener Zeitung" diffamiert nicht und biedert sich niemandem an. Das ist nur möglich, weil sie eine unabhängige Zeitung ist.
Die Regierung irrt, wenn sie behauptet, die "Wiener Zeitung" sei bisher "unter Ausschluss der Öffentlichkeit" erschienen. Eine Vielzahl von Aufrufen, Initiativen, Petitionen und nicht zuletzt der Solidaritätsabend in der Kulisse zeigen, dass das nicht stimmt.
Wir halten den Fortbestand der "Wiener Zeitung" als Tageszeitung für demokratiepolitisch notwendig und fordern von den politisch Verantwortlichen, dieses einzigartige journalistische Medium zu erhalten. Statt die "Wiener Zeitung" zu zerstören, sollte die Regierung überlegen, wie sie das Blatt in eine positive Zukunft führen kann! Die "Wiener Zeitung" braucht Leserinnen und Leser - und der Medienstandort Österreich braucht die "Wiener Zeitung". Heute mehr denn je.
Jürgen Radatz & Isabella Marboe (der obige Text wurde am Sonntag beim Solidaritätsabend "Rettet die ‚Wiener Zeitung‘" in der Wiener Kulisse vorgetragen)
Zum Solidaritätsabend
für die "Wiener Zeitung"
Die Linke des Landes, vom Altbundespräsidenten bis zum Burgschauspieler, vom Schriftsteller bis zum Kleinkunstbühnendarsteller, erweist der "Wiener Zeitung" mit ihrem Solidaritätsabend in der "Kulisse" leider einen Bärendienst. Für die Regierungsverantwortlichen lassen solche Initiativen alle Alarmglocken läuten. Mitgründer eines neuen "Falter" oder "Standard" will man in der ÖVP wohl nicht werden.
Dkfm. Mag. Peter Mayer,
1230 Wien
Zum Gastkommentar von Traude Kogoj, Ingrid Moritz und Anna Steiger, 26. Jänner
Die Käthe-Leichter-Preise werden abgeschafft
Dieser Gastkommentar ist der Beweis, dass die "Wiener Zeitung" erhalten bleiben muss. Die sachliche Darstellung einer großen Ungeheuerlichkeit macht geradezu sprachlos. Liest man den Lebenslauf von Käthe Leichter, dann beschleicht einen das Gefühl, dass die Abschaffung der nach ihr benannten Preise einer posthumen Auslöschung gleicht. Warum tut Susanne Raab so etwas?
Sie "adaptiert" die Käthe-Leichter-Preise und "bettet" sie "in ein neues Preisformat". Diese Wortwahl gleicht der Begründung zur Abschaffung der "Wiener Zeitung" in ihrer bisherigen Form: ein Schönreden demokratisch bedenklicher Handlungsweisen. Mir scheint, dass das "schleichende Gift" dieser Wortwahl von weiten Kreisen der Bevölkerung unbemerkt in unsere Gesellschaft einsickert. Dank an die "Wiener Zeitung", dass sie die Erinnerung an Käthe Leichter zum Thema macht.
Friederike Pacik,
1230 Wien
Zum Gastkommentar von
Heinz Gärtner, 25. Jänner
Vieles ist unsicher in der Kriegsberichterstattung
Der Gastkommentar "Transparenz und Krieg sind Gegensätze" beschreibt die Logik der Kriegsberichterstattung in ausgezeichneter Weise. Danke für diesen Artikel, der die verbale Kriegsrhetorik treffend veranschaulicht.
Mag. Richard Feichter,
1200 Wien
Russisches Vermögen im Westen konfiszieren
Viele Sympathisanten der russischen Führung, insbesondere Oligarchen, leben im Schutz westlicher Demokratien und verstecken hier ihre Milliarden-Vermögen. Sie profitieren von Annehmlichkeiten wie Freiheiten, Sicherheit, Komfort und Anonymität. Diese Vermögen sollten beschlagnahmt werden, um sie direkt der zerstörten Ukraine respektive deren vertriebenen Menschen sowie jenen Ländern, welche sie unter beachtlichem menschlichem und finanziellem Aufwand großherzig aufgenommen haben, zukommen zu lassen.
Es gebe keine Rechtsgrundlage dafür? Dann sollten die Parlamente dringend eine Rechtsgrundlage schaffen, denn sie haben die Kompetenzen dazu. Bei der Erfindung und Inkraftsetzung neuer Steuern, Zwangsgebühren und diversen Lenkungsabgaben sind Regierungen und Parlamente meistens sehr eifrig und schnell. Wieso soll das angesichts der bereits elf Monate andauernden Verletzungen von Menschen- und Völkerrecht durch den russischen Angriffskrieg nicht auch möglich sein? Wer Waffen, Munition, Technologie oder humanitäre Hilfe liefern kann, ist auch in der moralischen Pflicht, schmutzige Vermögenswerte einzuziehen. Als liberal gesinnter Staatsbürger bin ich vehement für den Schutz von Eigentum, aber nicht von schmutzigem.
Ueli Krasser,
6332 Hagendorn
Deutschland und Russland
in der Zeit nach Putin
Der völkerrechtswidrige, verbrecherische Krieg Russlands gegen die Ukraine dauert nun bald ein Jahr - verantwortlich dafür ist der Mann im Kreml. Durch diesen Konflikt wurden die deutsch-russischen Beziehungen zerstört, die nach der Wiedervereinigung Deutschlands zu großen Hoffnungen Anlass gegeben haben.
Zu beachten ist, dass diese Zerstörung nur vorübergehend sein kann. Vor allem, wenn die mehr als tausend Jahre alten wechselvollen Verbindungen - kulturell, politisch, wirtschaftlich - gesehen werden. Deutschland will ein friedliches Miteinander mit Russland. Der Schlüssel hierfür liegt bei den Nachfolgern des Mannes im Kreml. Diese müssen uneingeschränkt die volle Unabhängigkeit der Ukraine anerkennen.
Josef Draxinger,
D-84364 Bad Birnbach
Zum Artikel von Hans Förster im "extra", 21. Jänner
Die christlichen Kirchen und der Nationalsozialismus
Hans Förster fokussiert auf Rolf Hochhuths Theaterstück und die Darstellung von Papst Pius XII. durch den Kirchenhistoriker Hubert Wolf - korrekt und doch zu wenig für die Leser. Kein Hinweis zum Beispiel auf die Trennung der "Bekennenden Kirche" von der - Nazi-freundlichen - "Deutschen Evangelischen Kirche": Sie hat die Problematik des Evangelien-Textes bei Johannes (die Nazis unterfütterten damit ihre antisemitische Propaganda, Anm.) verstanden und durch Handeln korrigiert.
Klara Wilflinger,
1190 Wien