Keine Samthandschuhe gegenüber Herbert Kickl

Es ist einigermaßen verwunderlich zu sehen, zu lesen und zu hören, mit welchen Samthandschuhen Herbert Kickl und die FPÖ im öffentlichen Diskurs angefasst werden. Statt der für jeden denkenden und vernünftigen Menschen, gleich welcher Einstellung, notwendigen klaren Ablehnung der menschenverachtenden Hassparolen wird abgewiegelt, die Partei, die ja "im Verfassungsbogen" agiere, als sakrosankt erklärt, gar Kickls rhetorisches Talent gewürdigt - das ist unverständlich und gefährlich.
Es wäre höchst an der Zeit, dass alle ernst zu nehmenden politischen Kräfte und die einem Niveau verpflichteten Medien diese Rhetorik und das dazugehörende theatralisch-demagogische Auftreten des Herrn Kickl entmystifizieren und strikt verurteilen. Ein Blick in die jüngere Geschichte im deutschsprachigen Europa wäre da sehr lehrreich. Voraussetzung ist allerdings, dass man lernen kann und will. Es ist hoch an der Zeit, die Samthandschuhe bei der Beurteilung des Auftretens des Parteichefs der FPÖ, und somit selbstverständlich auch der Partei selbst, auszuziehen.
"Festung Österreich" lautet einer der unseligen Sager - nein Herr Kickl, mittelalterliche politische Absichten haben in unserer Zeit nichts verloren.
Dr. Nikolaus Scholik,
1230 Wien
Wählerstimmen für
den Radikalprotest
Die Unzufriedenheit nimmt zu: Zuerst die Einschränkungen durch Corona-Maßnahmen, dann die Teuerung, und schließlich richtet sich die Aufmerksamkeit auf die große Zahl von Flüchtlingen (wodurch es zu Beunruhigung und zu Neid kommen kann). Das alles ist ein günstiger Nährboden für Parteien, die einen Radikalprotest artikulieren. Bis zu 30 Prozent der Wähler können auf diese Art gewonnen werden, wie sich bei den letzten Landtagswahlen (in Tirol, Niederösterreich, Kärnten) sowie in den Umfragen zeigte (FPÖ, MFG, Liste Fritz, Team Kärnten).
Wenn Parteien sachliche Lösungskonzepte anbieten, erreichen sie damit viele Wähler nicht, sie bleiben auf ihre Stammwähler beschränkt. In der SPÖ wird darüber diskutiert, ob ein Wechsel an der Parteispitze hilfreich wäre. Aber auch die Grünen und Neos treten auf der Stelle. Darauf sollten sich Parteien und Medien konzentrieren: Protest und Alternativvorschläge auf ihren Realitätsbezug abklopfen und solches Hinterfragen auch jenen Menschen nahebringen, die zu einfachen Antworten neigen.
Dr. Franz Graf-Stuhlhofer,
1190 Wien