Ein Zustupf für die Österreicher von der OeNB

"Die Frauen und das Nachdenken über das Wesen des Geldes können einen Mann in den Wahnsinn treiben", sagte einst Lord John Maynard Keynes.
Mit gebührendem Respektabstand möchte ich einen anderen Casus zur Diskussion stellen: Wem sind die 52 Milliarden Euro, die die Oesterreichische Nationalbank erwirtschaftet und an den Staat abgeführt hat, zugutegekommen? Die übliche Antwort lautet: dem Steuerzahler.
Aber sie ist etwas oberflächlich. Wer tiefer schürft, könnte auf die Idee kommen, dass der Zustupf von der Nationalbank die Regierung der Notwendigkeit enthob, eine Verteuerung des Dieseltreibstoffs durchzuführen, und es so den Frächtern ermöglichte, ihren Fahrern einen höheren Lohn zu genehmigen. Eine weitere Überlegung: Der Zustupf gab den Politikern die Möglichkeit, Wünschen ihrer Wähler Rechnung zu tragen und damit ihre Wiederwahl zu sichern.
Nun, einer dieser Politiker war zweifellos der "Ausnahmepolitiker" Dr. Jörg Haider. Sowohl er als auch seine Freiheitliche Partei - und über den Finanzausgleich auch das Land Kärnten - konnten von dem Zustupf profitieren. Haider war allerdings der Meinung, dass bei niedrigeren Gehältern für die Bediensteten der Nationalbank mehr für ihn und seine Abenteuer zustande gekommen wäre.
Nun hat sich die Oesterreichische Nationalbank am amerikanischen Spruch orientiert: "If you give nuts, you’ll get monkeys." Die Leitung der Nationalbank hat Bezüge offeriert, die auch für ausgezeichnete Köpfe attraktiv waren, mit ihnen konnte die OeNB verschiedene internationale Organisationen mit Experten versorgen. Zum Beispiel die Europäische Zentralbank mit Mag. Dr. Gertrude Tumpel-Gugerell, die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich mit Dr. Peter Zöllner, die P.S.K. mit Gouverneur Dkfm. Kurt Nösslinger.
Die Nationalbank belieferte Ministerbüros und auch das Parlament mit Experten. Ja, den Wichtigsten hätte ich fast vergessen, Dkfm. Dr. Franz Vranitzky, auch er kam aus unserer Mannschaft.
Nun hätte Jörg Haider mit dem Geld, das zur Verfügung stand, sicherlich nicht die großartigen politischen Experimente finanzieren können, die er dann zustande brachte. Dazu brauchte er die Hypo Alpe Adria! Die hat zwar nicht wie deutsche Banken den Griechen U-Boote finanziert, aber immerhin haben die Österreicher auf diesem Umweg mehrere Bauruinen und Jachten am Balkan bezahlt. Jetzt sind die Schulden da und wer soll sie bezahlen? Die naheliegende Antwort: die Banken!
Dr. Bruno Kreisky sagte mir einmal: "Was ist eine Bank? Ein altes Haus und ein Kundenstock!"
Und wenn die Banken Geld aufbringen müssen, dann kann das nur von ihrer Kundschaft kommen. Infolgedessen bekommen die Sparer niedrigere Sparzinsen, die Kreditnehmer müssen höhere Kreditzinsen aufbringen. Beides ist ja auch nicht gerade konjunkturfördernd.
Also kommen wir zu dem Schluss: Letzten Endes muss die Gemeinschaft aller Österreicher für das aufkommen, was zu bezahlen ist, und sie genoss ja auch das, was von der Nationalbank erwirtschaftet worden war.

Dkfm. Dr. Heinz Kienzl,
Generaldirektor der OeNB i. R.