Wer wird Griechenland reformieren können?

Wir können ununterbrochen lesen, dass Kredite an Griechenland nicht gewährt werden, weil die dortige Politik reformfeindlich sei. Aber was versteht man unter "Reform"? Wir hören, dass arme Griechen das Essen aus dem Abfall holen und die Gesundheitsversorgung so gut wie zusammengebrochen ist. Sollen diese Menschen die "Reformen" tragen?

Wir wissen, dass finanzverständige Menschen sich an dieser Krise bereichern können und die Reichsten sich mit ihrem Finanz-Know-how schon längst ins Ausland abgesetzt haben. Sollen diese Menschen die "Reformen" tragen?

Wir wissen, dass die EZB der griechischen Regierung Listen von griechischen Steuerhinterziehern übergeben hat, die leider "verloren gingen". Sollen in diesem Bereich "Reformen" durchgeführt werden? Was man unter "Reformen" versteht, kann man nur fantasieren.

Christine Delnicki,

per E-Mail

Griechenland als Prüfstein unseres Wirtschaftssystems

Man sollte die Griechenland-Krise zum Anlass nehmen, um den Beitrag des neoliberalen Systems an der Krise herauszuarbeiten und offen zu diskutieren. Allgemein gesprochen: Was funktioniert gut im Neoliberalismus und für wen - was läuft schlecht und für wen?

Die Antwort wäre leicht zu geben, weil der Neoliberalismus als System gut verstanden und beschrieben ist. Es sind nicht nur aus der Praxis heraus seine positiven und negativen Auswirkungen bekannt, sondern es ist auch theoretisch belegbar, was die gut funktionierenden Teile sind, die man natürlich stärken sollte, aber auch die schlechten sollten beim Namen genannt werden.

Der Liberalismus erhebt nicht nur den Anspruch, ein gutes Wirtschaftssystem zu sein, sondern auch ein gutes Gesellschaftssystem. Aber das kann aus folgenden Gründen nicht stimmen: Wenn bei einem System die Schere zwischen Arm und Reich automatisch immer weiter aufgeht, wenn es ein System nicht schafft, aus sich heraus mit einer Jugendarbeitslosigkeit von 50 Prozent fertigzuwerden, oder wenn es ein System als selbstverständlich ansieht, dass jemand, der 40 Stunden in der Woche arbeitet, von seiner Entlohnung nicht menschengerecht leben kann, so kann es sich nicht um ein gutes Gesellschaftssystem handeln.

Dipl.-Ing. Dr. Franz Labek,

2504 Sooß

Das Experiment der
rot-blauen Koalition

Das Koalition im Burgenland können wir sehr leicht verstehen, wenn wir uns die noch immer nicht ganz abgeschlossene Steuerreform vor Augen halten. Die ÖVP verteidigt die Privilegien der Superreichen, und in Koalition mit ihr zerbröseln die sozialistischen Werte der SPÖ. Unterm Strich bleiben die realen Probleme der Wirtschaft zum Nachteil von 98 Prozent aller Österreicher ungelöst. Aus dieser Erfahrung wird es verständlich, wenn Hans Niessl einen Versuch mit der FPÖ zugunsten einer "roten Politik" wagt. Wobei leider aber nicht auszuschließen ist, dass er nur seinen eigenen Sessel retten will.

Kurt Baier,

4062 Kirchberg-Thening