
Für Kultur muss es
Platz und Zeit geben
Kultur bedeutet ursprünglich die Pflege und Veredelung von Ackerboden, "das vom Menschen Gemachte". Und schließlich das gemeinsame Leben, Erleben und Überleben in Gesellschaft. Die Veredelung des Zusammenlebens durch gute feinfühlige Regeln, durch solidarisches empathisches Handeln, durch Kunst, Malerei, Musik, Literatur, Theater...
Mit unserem Streben nach unendlichem Wirtschaftswachstum, unserer Fossilienverbrennerei, unserer Kriegszündelei, unserem materialistischen Egoismus, unserer Phobie vor Kriegs- und Klimaflüchtlingen, unserer Hetzerei gegen das Fremde und die Fremden stecken wir derzeit in der letzten Sackgasse.

Wollen wir nicht zu einer Randnote in der Evolutionsgeschichte des Planeten Erde degenerieren, brauchen wir dringend Kultur: nachdenken, reflektieren, zur Ruhe kommen, philosophieren, über Soziologie und (Wirtschafts-)Ethik diskutieren, Demokratie verbessern. Sich Zeit nehmen, um Kultur zu entwickeln, bevor die 4.0-Revolution kommt und uns die letzte Intelligenz abnimmt.
Fritz Baumgartner,
4222 St. Georgen/Gusen
Innenpolitische Manöver
auf einem EU-Gipfel
Wie sich die Dinge wiederholen! Wir hören aus Tallinn, dass Bundeskanzler Christian Kern beim Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs bereits warnt, seine EU-Kollegen wären "besorgt" wegen einer etwaigen blauen Regierungsbeteiligung. Warum klärt er seine Kollegen nicht auf, dass die FPÖ - bei aller berechtigten Kritik - meilenweit von den "rechtsradikalen" Parteien etwa in Frankreich, Niederlanden, Polen oder gar der AfD entfernt ist?
Offensichtlich versucht Kern, wie es manche seiner Parteigänger bereits im Jahr 2000 praktiziert haben, auf EU-Ebene gegen eine eventuelle schwarz-blaue Koalition Stimmung zu machen, statt sich in Brüssel ausschließlich auf die erforderlichen EU-Reformen zu konzentrieren.
Günter Braun,
1020 Wien
Emmanuel Macrons
Visionen für die EU
Wenn man bei der Rede des französischen Staatspräsidenten genau hingehört hat und die nicht ausgesprochenen Sätze zwischen den Zeilen ergänzt, besteht seine Vision aus einem Europäischen Bundesstaat, der bei aller Subsidiarität und Föderalismus so nicht funktionieren wird.
Es entzieht sich auch dem allgemeinen Verständnis, warum die Ausbildung internationalisiert werden soll. Wer möchte, kann längere Zeit als ein halbes Jahr in einem anderen EU-Land bleiben. Das ist kein Ausbildungs-, sondern ein Entwurzelungsprogramm.
Mag. Martin Behrens,
1230 Wien
Stärkere Zusammenarbeit
in der Eurozone
Das wesentlich Neue des Vorschlags Emmanuel Macrons: ein Eurozonen-Parlament, de facto ein Kontrollausschuss. Es kann sofort gebildet werden. Es würde hauptsächlich aus Abgeordneten der nationalen Parlamente und aus EU-Parlamentariern bestehen. Der Vorschlag steht seit 7. September in Englisch auf der Website des Élysée-Palastes. Damit würde endlich eine transparente, demokratisch ausgewogene Währungslenkung für den Euroraum möglich werden. Wer könnte als EU-Bürger dagegen sein?
Dr. Franz Piribauer, MPH,
per E-Mail
Zum Gastkommentar von
Tamara Ehs, 3. Oktober
Wahlrecht auch ohne Staatsbürgerschaft?
In dem Beitrag wird, wie es vor Wahlen nunmehr scheinbar Mode ist, das Wahlrecht für alle dauerhaft (was immer damit gemeint ist) in Österreich lebenden Personen, unabhängig von der Staatszugehörigkeit, gefordert. Als Argument wird angeführt, dass die Legitimation der Volksvertreter bald nicht mehr gegeben sei, wenn so viele Landesbewohner nicht mitwählen dürften.
Wenn man diesem Argument folgt, müsste man das Wahlalter sofort auf null setzen, denn derzeit sind alle Österreicherinnen und Österreicher unter 16 Jahren, immerhin rund 1 bis 1,5 Millionen, nicht wahlberechtigt - sie werden also nicht repräsentiert, und ihre Stimmen sind ja wohl auch "verloren".
Dr. Gerald Gaberscik,
8010 Graz