Rund um die Welt sind am Samstag erneut zahllose Menschen auf die Straße gegangen, um gegen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine zu demonstrieren und den Menschen in dem angegriffenen Land ihre Solidarität zu bekunden. Vor dem Europa-Hauptquartier der Vereinten Nationen in Genf versammelten sich rund 1.000 Menschen vor einem Denkmal für die zivilen Opfer von Kriegen.

Auch in weiteren Städten der Schweiz forderten tausende Demonstranten eine härtere Haltung ihrer Regierung gegenüber Moskau. In Russlands Nachbarland Finnland demonstrierten tausende Menschen in der Hauptstadt Helsinki und skandierten "Russland raus, nieder mit Putin!". In Rom beteiligten sich bereits am Freitagabend tausende Menschen an einem Marsch zum Kolosseum. Am Samstag demonstrierten in der italienischen Hauptstadt erneut mehr als 1.000 Menschen.

In London zogen Hunderte Demonstranten zur russischen Botschaft, Teilnehmer des Protests beschmierten das Straßenschild des "St. Petersburgh Place" vor der Botschaft mit Kunstblut. In Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires marschierten am Freitagabend fast 2.000 Menschen in einem Protestzug zur russischen Botschaft und forderten den Abzug der russischen Armee aus der Ukraine. Im kanadischen Montréal trotzten dutzende Demonstranten einem Schneesturm, um gegen den Krieg zu demonstrieren. Proteste gab es unter anderem auch in New York, Washington, Taiwan und Brasilien.

Bürgerrechtler: 560 Festnahmen bei neuen Demos in Russland

Bei erneuten Anti-Kriegs-Demonstrationen in Russland gegen den Einmarsch ins Nachbarland Ukraine sind nach Angaben von Bürgerrechtlern am Freitag mindestens 560 Menschen in 26 Städten Menschen festgenommen worden. Im sozialen Netzwerk Telegram wurden Fotos und Videos vor allem aus der Ostsee-Metropole St. Petersburg veröffentlicht, auf denen zu sehen ist, wie Polizisten teils hart gegen Demonstranten vorgehen. Viele Russen fühlen sich den Ukrainern eng verbunden.

In vielen Fällen wurden gegen die Festgenommenen Bußgelder oder Arreststrafen verhängt. In zehn Polizeistationen in vier Städten sei es Anwälten der Organisation gelungen, den Festgenommenen juristischen Beistand zu leisten, hieß es in einer Bilanz in der Nacht zu Samstag.

Die Protestbewegung war kleiner als am Tag zuvor, als in mehr als 40 Städten insgesamt mehr als 1700 Menschen festgenommen worden waren. Die Menschen rufen "Nein zum Krieg!" und müssen harte Strafen wegen des verbotenen Straßenprotests befürchten. Die russischen Behörden warnen eindringlich vor einer Teilnahme an den nicht genehmigten Kundgebungen. Unter dem Vorwand der Sicherheit vor Ansteckung in der Corona-Pandemie werden Demonstrationen nicht erlaubt.

Großkundgebung in georgischer Hauptstadt Tiflis

In der Kaukasusrepublik Georgien protestierten am Freitagabend mehrere Zehntausend Menschen gegen den Krieg in der Ukraine. In der Hauptstadt Tiflis war es nach Medienberichten eine der größten Kundgebungen seit langem. Die Demonstranten äußerten ihren Unmut über die georgische Regierung, die es abgelehnt hatte, sich den Sanktionen vieler Länder gegen Russland anzuschließen. Georgien hatte selbst 2008 in einem kurzen Krieg um die abtrünnige Region Südossetien eine militärische Niederlage gegen Russland erlitten. (apa, afp)