
Unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten setzt der systematische Terror gegen Juden in Deutschland ein. Die Nürnberger Rassengesetze 1935 nehmen den Juden grundlegende persönliche und staatsbürgerliche Rechte. Schon lange vor der Pogromnacht im November 1938 sind jüdische Geschäftsleute einem systematischen Terror durch die SA ausgeliefert.
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Der Terror der Nationalsozialisten hatte handfeste wirtschaftliche Hintergründe. Zunächst werden jüdische Geschäfte boykottiert und beschädigt. Wenn die Eigentümer aufgeben und zu fliehen versuchen, müssen sie zu Spottpreisen verkaufen. Die Enteignungen zugunsten von Personen, die der NSDAP nahestehen, werden zynisch "Arisierung" genannt.
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Der 1912 geborene Josef Neckermann kommt solcherart äußerst günstig zu vier Unternehmen. 1935 übernimmt er das Textilkaufhaus und das Billigpreisgeschäft von Siegmund Ruschkewitz in Würzburg. In den folgenden Jahren "arisiert" er das Würzburger Kaufhaus Vetter und die Wäschemanufaktur Karl Joel, die von Berlin aus Textilien versendet. Der offizielle Kaufpreis für den Versandhandel beträgt 2,3 Millionen Reichsmark. Nachdem Neckermann den Betrag einseitig nach unten korrigiert hat, müssen Karl Amson und Meta Joel vor den Schergen der Gestapo in die Schweiz fliehen, weshalb Neckermann keine Pfennig für das Unternehmen auszahlt und zusätzlich in die Berliner Villa der Joels einziehen kann.
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Die nunmehrige "Wäsche- und Kleiderfabrik Josef Neckermann" wird aufgrund bester Kontakte zur NSDAP zum führenden Lieferanten der deutschen Wehrmacht. Unter anderem präsentiert Josef Neckermann Winteruniformen bei einem Geburtstagsfest Adolf Hitlers.
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Nach dem Krieg gründet Neckermann die Textilgesellschaft Neckermann KG in Frankfurt am Main. Als Finanzier im Hintergrund fungiert bis 1963 der als Kriegsverbrecher verurteilte Friedrich Flick. 1953 springt der Umsatz über 100 Millionen DM. Erst nach einem langwierigen Restitutionsprozess erhalten die Joels 1955 zwei Millionen Mark. © Foto: Neckermann.de
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1953 bietet das Versandhaus ein Radio um 187 DM an und liegt damit rund 50 Prozent unter den Angeboten der Konkurrenz. Weil sich Radiomonteure weigern, die günstigen Geräte zu reparieren, gründet Neckermann einen eigenen Technischen Kundendienst. © Foto: Neckermann.de
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1960 erfolgt der Umzug des Unternehmens nach Frankfurt Fechenheim, wo sich bis heute der Sitz des Unternehmens befindet. 1963 überspringt der Umsatz eine Milliarde D-Mark. © Foto: Neckermann.de
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Neckermann wächst beständig, häuft allerdings aufgrund der Niedrigpreispolitik Schulden auf. In der Folge der Ölkrise von 1973 steigt 1976 der Konkurrent Karstadt (im Bild das Stammhaus in Wismar) als Großaktionär ein. Auf Druck der Hausbank müssen Neckermann und seine Söhne schließlich das Unternehmen verlassen und verlieren dabei einen Großteil ihres Vermögens. Von offiziell 34 Millionen DM blieben ihnen immerhin noch fünf. © Schorle - Creative Commons
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Sein Hobby kann sich Josef Neckermann auch weiterhin leisten. Als Dressurreiter gewinnt er zwischen 1956 und 1981 sechs olympische Medaillen. © Foto: Neckermann.de
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Karstadt fährt in der Folge einen radikalen Sparkurs, der Tausende den Arbeitsplatz kostet. Die NUR Touristic wird über Umwege in die Reisesparte der Lufthansa integriert und damit zu Thomas Cook. Die Konzentration schreitet voran. 1999 entsteht aus das Gemeinschaftsunternehmen KarstadtQuelle, das später in Arcandor AG umbenannt wird. Unter dem Druck des Internethandels wandelte sich Neckermann weitgehend zum Online-Unternehmen. In der Schweiz erscheint bereits seit 2009 kein Katalog mehr. Im Juni 2009 startet die Arcandor noch eine coole Kampagne (s. Bild), im Herbst ist sie insolvent. © Foto: NArcandor
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