In der Corona-Pandemie ist der Alkoholkonsum auch in Österreich stark angestiegen - Bars hatten davon aber so gut wie nichts, denn sie mussten bekanntlich während der Lockdowns zusperren. Doch warum nicht auch Cocktails via Lieferdienst zu den Kunden nach Hause bringen? Diese Idee hat Kan Zuo, Betreiber der Bar "The Sign Lounge" im 9. Wiener Gemeindebezirk, gleich zu Beginn des ersten Lockdowns im März des vergangenen Jahres umgesetzt.
"2020 war geschäftlich ein schwieriges Jahr, aber dennoch hat es mir ermöglicht, große Schritte in die Zukunft zu machen", sagt Zuo. Das Konzept, Drinks auszuliefern, lag schon länger in der Schublade, erzählt der Barbetreiber. Nach 13 Jahren "The Sign Lounge" und mit dem Beginn der Pandemie schien dann der richtige Zeitpunkt gekommen zu sein. Mit seinem Team füllte er Drinks ab und das Servicepersonal lieferte aus. Zunächst nur in Wien, in der Nachbarschaft und für Stammkunden. Dann interessierten sich auch andere Barbetreiber für das Service.
"Wir haben ein gemeinsames Schicksal"
"Wir haben unser Wissen zu 100 Prozent weitergegeben, weil wir der Meinung sind, das wir durch das Virus ein gemeinsames Schicksal haben", sagt Zuo. Dadurch bildete sich eine kleine Community, die Cocktails zustellt - der Beginn von "Drinksathome".
Moët Hennessy kontaktierte den findigen Unternehmer und fragte um eine Kooperation an. Der Konzern entwickelte einen Webshop und ermöglichte so auch die bargeldfreie Zahlung. Aus einem Online-Bar-Marktplatz entwickelte sich infolge eine gemeinsame Marke - mit einheitlicher Verpackung und Design bei Flaschen, bei Banderolen und Hülsen.
Acht Bars bieten nun jeweils zwei Drinks an. In der gemeinsamen Menükarte werden so sämtliche Geschmacksnuancen abgedeckt. So soll auch sichergestellt werden, dass die Bestellungen gleichmäßig auf die Kooperationspartner entfallen. Die Zustellung ist außerdem via Post nun auch österreichweit möglich. "Wir haben viele neue Kunden gewonnen, ohne dass wir viel tun haben müssen. Auf Social Media waren unsere Gäste Werbeträger und haben das Service stark beworben", sagt Zuo.
Trotz geschlossenem Lokal gibt es daher viel zu tun. Nun stehen Kan Zuo und seine Mitarbeiter in der Bar und füllen in Handarbeit die Cocktails ab und verpacken sie. Innerhalb einer Stunde sind diese dann etwa beim Kunden zu Hause. Von seinen 13 Mitarbeitern hat er keinen kündigen müssen, nur zwei waren im Frühjahr in Kurzarbeit. Auch bei den sieben anderen Bars, die mitmachen, musste kein Mitarbeiter gehen. Trotzdem kann das Zustellservice das Geschäft einer geöffneten Bar nicht ersetzen, "es ist einfach ein Nebeneinkommen, ein zusätzliches Standbein", sagt Zuo.
Corona hin oder her - das Zustellservice wird bleiben. Nachdem die Zustellung nun ausgelagert wurde, wird heuer die Abfüllung wohl auch ausgelagert, damit die Bars sich wieder auf ihr Kerngeschäft im Lokal konzentrieren können. Anfragen, die Drinks im Supermarkt zu vertreiben, sind bereits da. "Wir wollen aber nachhaltig und gesund wachsen", sagt Zuo. "Wir haben eine Marke aufgebaut, die anerkannt ist und wir wollen vorsichtig damit umgehen", sagt er. Jeder Schritt sei nun wohlüberlegt.