Die ersten Computerspiele mögen einfach gewesen sein, aber sie erfreuen sich hartnäckig großer Beliebtheit. Selbst in Zeiten, wo man sich ganze Spieleuniversen in Spielfilmmanier mit VR-Brillen aneignen kann, wird unverdrossen Tetris, Pong oder Solitaire gespielt.

Auch auf Google wird Snake gespielt. - © WZ Online
Auch auf Google wird Snake gespielt. - © WZ Online

Vielleicht liegt es daran, dass diese Spiele im besten Sinne kindisch sind: Sie fordern die unbedingte Hingabe, den Muster erkennenden Blick und die Geschicklichkeit in einer Weise heraus, die beim verspielten Menschen zuverlässig das innere Kind weckt. Bisweilen ist es sogar das ganz kleine innere Kind, das hier eingeladen wird, einmal mehr spielend die Welt zu begreifen, immer und immer wieder, bis der nächste Level erreicht ist oder jemand zum Abendessen ruft.


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Ein gutes Beispiel dafür ist Tetris. Bei dem simplen Klötzchenspiel muss man herunterfallende Würfelkörper drehen und wenden, damit sie passgenau zwischen den Lücken der zu Boden gesunkenen Würfelkörper landen.

Es war der erste Spielehit, der aus Russland kam, genauer gesagt der ehemaligen Sowjetunion. Alexey Pajitnov, ein Forscher an der Akademie der Wissenschaften, bekam unablässig neue Hardware zum Testen, und diese Aufgabe verschaffte ihm das Alibi, Spiele zu entwickeln. Die Geister, die er rief, wurde er selbst nicht so schnell los. Offiziell lief sein Treiben unter dem Titel Bugbeseitigung, aber unter der Hand spielte er unverdrossen Tetris. Über Umwege erfuhr man im Spielekonzern Nintendo davon, und mit dem Gameboy wurde das Spiel millionenfach verbreitet.

Von Pong stammt alles ab

Das erste kommerziell erfolgreiche Videospiel war Pong. Es ist gewissermaßen der Affe, von dem alles abstammt. Der US-amerikanische Physiker Willy Higinbotham präsentierte es in Grundzügen bereits 1958 anlässlich eines Tages der offenen Tür in den Brookhaven National Labs. Da es damals noch keine Computerbildschirme gab, wurde das "Tennis für zwei" auf dem Display eines Oszillografen uraufgeführt.

Der deutsch-amerikanische Spieleentwickler Ralph Henry Baer schuf 1966 den Prototyp der Spielkonsole, die sogenannte "Brown Box". Sie konnte an den Fernseher angeschlossen werden und wurde mit einem Vorläufer von Pong ausgeliefert. Später tauchten Pong-Konsolen in Lokalen auf, man musste eine Münze einwerfen, um spielen zu können. In den 80er-Jahren schaffte das Spiel den Sprung auf den PC.

Der Spielename Pong ging auf die Firma Atari zurück. Da der Begriff Ping Pong geschützt war, taufte man das Hin- und Herballern des Pixelballs einfach Pong.

Verführerische Schlange

Das Spiel Snake mag simpel sein, aber alleine schon die Spielanlage könnte einen zu existentiellen Grübeleien verleiten: Die verführerische Schlange wächst, je mehr sie zum Fressen bekommt, und je größer sie wird, umso schwieriger wird es, sie am Leben zu halten. Auch dieses Spiel hat den Sprung in die PC- und Handywelt geschafft.

2017 wurde es sogar von der Suchmaschine Google verewigt. Wer "Play Snake!" ins Suchfeld eingibt, den verführt die ewige Schlange zum Spielen. Eine abgewandelte Form des Zeitvertreibs, bei der sich die Schlange in einen Bus verwandelt und Passagiere aufnimmt, findet sich unter https://snake.googlemaps.com/.

Die Zugriffszahlen auf unsere Spieleklassiker bestätigen, dass Spielen auch jenseits der Kindheit ein Bedürfnis ist. Vor allem zu Bürozeiten, wie unsere Logfiles verraten. Die kleine Flucht aus dem Alltag behauptet hartnäckig ihren Platz im (Arbeits-)Leben der Menschen. Und im Homeoffice vermutlich umso mehr, denn da blicken einem weder Kollegen noch der Chef über die Schulter.

Das Spielen muss der Arbeit nicht schaden: Schließlich erhebt sich das Gehirn aus dem Alltag, läuft zwischendurch zur Hochform auf. Das bestätigt auch die Neurowissenschaft. Gedächtnis und Koordinationsfähigkeit werden trainiert. Und die Auszeit vom Alltag kompensiert den Alltagsfrust. Machen Sie eine Probe auf‘s Exempel: Alle beschriebenen Spiele und noch mehr finden Sie unter https://www.wienerzeitung.at/spiele. Die Liste wird jede Woche erweitert. (fez)