Am Podium: Ruth Mateus-Berr, Günther Ogris, Eva-Maria Stadler: Moderiert hat Georg Russegger, von der Akademie der Bildenden Künste in Wien. 
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Am Podium: Ruth Mateus-Berr, Günther Ogris, Eva-Maria Stadler: Moderiert hat Georg Russegger, von der Akademie der Bildenden Künste in Wien.

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  Zu Beginn gab es gleich ein Stück Kritik: Meinungsforscher Günther Ogris vermisste die direkte Kombination zwischen der Kunst und den Menschen, die versuchen, die Welt besser zu machen: "Ich bin heute durch die Ausstellung gewandert und habe so viele Dinge gesehen. Aber nichts über die Zukunft," sagte er. Er war gemeinsam mit Eva-Maria Stadler, Vizerektorin für Ausstellungen und Wissenstransfer an der Universität für angewandte Kunst Wien, und Ruth Mateus-Berr, Leitung Zentrum Didaktik für Kunst und interdisziplinären Unterricht, zur Auftaktveranstaltung "Opera Aperta" eingeladen, um zum Thema Kunst, Ausbildung und Demokratie zu diskutieren.  

Demokratie muss gelebt werden, es hat mit Tun zu tun, mit Eingebundensein. "Aber rund ein Drittel der Bevölkerung nimmt an der Gesellschaft nicht mehr teil, erwartet nichts mehr von der Politik", betonte Ogris. Wie involviert man diese Menschen? "Will man Demokratie stärken, ist es wichtig, Ideen auch mit Kunst auf die Straßen bringen, in die Vierteln der armen Menschen, und zeigen, wie man die Welt zu einer schöneren machen kann. Wie sieht eine solche schönere Welt aus? Wie fühlt sie sich an, wie riecht sie? Wie kann man dafür sensibilisieren?

Für Demokratie ist es daher wichtig, über die Zukunft nachzudenken - und dafür brauche es Kreativität - und Neugierde. Auch diese müsse trainiert werden, betonte Eva-Maria Stadler. "Man braucht einen Raum für Fragen, wo das Vertrauen dafür da ist. Aber in unsere Kultur suchen wir immer nur die Antworten". Nicht das Verstehen, sondern das Fragen sei ein Wert, den es in der Kunst zu vermitteln gelte, sagte sie.
Es brauche daher auch ein anderes Verständnis von Kunst: Ausstellungen etwa, würden "immer populistischer, da man damit mehr Menschen zu erreichen glaubt." Oder man denke nur an Spielplätze: Auch hier ging hohe Qualität verloren. Vor allem zwischen den 1950ern und 1980ern wurden Spielplätze auf hohem Niveau gestaltet, doch diese hohe Qualität sei laut Stadler verloren gegangen.

Kunst und Kunstgeschichte müssten wieder mehr in politische und soziale Kontexte gesetzt werden, lautete die Forderung. "Wir sind zu sehr auf Autonomie auf individuellem Ausdruck fixiert". Stadler plädierte daher für einen Paradigmenwechseln.

Früher standen Kunstbewegungen auch an der Spitze von gesellschaftlichen Veränderungen, Kunst war nicht nur ästhetisch bewegt. Was könnte in der Gegenwart eine avantgardistische Bewegung sein? Ruth Mateus-Berr, Leitung Zentrum Didaktik für Kunst und interdisziplinären Unterricht, dazu: "Wenn man sich die Geschichte der Avantgarde ansieht, waren diese Bewegungen oft nicht demokratisch, sondern oft sehr autokratisch. Die wollten oft ganz was anderes als Demokratie.