In Dänemark haben einige Ministerien ihren Angestellten vor kurzem verboten, TikTok auf Dienstgeräten zu nutzen. Der Gebrauch der Plattform wurde zum einen aus Sicherheitsgründen untersagt, zum anderen auch, weil die App nur sehr begrenzt für die Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nötig ist. Auch in anderen Ländern ist die Kurzvideo-App aus dem chinesischen ByteDance-Konzern auf Diensthandys bereits untersagt, etwa in den USA, in Kanada und vom Außenministerium in Lettland. Inwieweit es legitim ist oder nicht, dass Staaten Apps wie TikTok auf Dienstgeräten verbieten, war eines der vielen Themen der Veranstaltungsreihe "Digitaler Humanismus - Transformation gestalten".

"Warum schreckt uns die Frage, Facebook oder TikTok zu verbieten?", fragte Stefan Woltran, Professor und Leiter des Forschungsbereichs "Datenbanken und Künstliche Intelligenz", sowie Co-Direktor des Centers for Artificial Intelligence and Machine Learning an der TU Wien. Die Frage zeige, wie wirkmächtig diese Tools sind, wie wichtig diese Plattformen geworden sind und welche Macht diese Konzerne haben. Sonst würde sich ein Staat auch nicht fürchten davor. Woltran sprach in dem Zusammenhang von "Techno-Feudalismus", da große IT-Unternehmen Infrastruktur, Gesetzgebung und politische Entscheidungen beeinflussen. Wie kann man in Europa dagegenwirken?

Die Frage von Regulierung habe immer auch etwas Negatives. Aber sie sei notwendig, betonte Petra Schaper Rinkel, Professorin für Wissenschafts- und Technikforschung des digitalen Wandels und Leiterin des IDea_Lab der Universität Graz. Wie schaffen wir es, eine Architektur zu schaffen, in der wir zwar Daten hergeben, diese aber uns gehören? Warum gibt es zum Beispiel kein eigenes Europäisches Bezahlsystem - aus dem europäischen Selbstverständnis heraus gebaut und dezentral? Warum nutzen alle Paypal? So wie  große IT-Konzerne das kleine, nicht marktorientierte und sharing-basierte Internet der Anfangsjahre kopiert haben, warum kopieren wir in Europa nichts? "Nicht als Großkonzern, sondern so, dass man als Person seine Datenhoheit nicht verliert," sagte Schaper Rinkel.

Barbara Prainsack, Professorin am Institut für Politikwissenschaften und Leiterin der Forschungsplattform "Gouvernance of Digital Practices" an der Universität Wien, betonte: "Services brauchen öffentliche Investitionen, damit sie von nicht profitorientierten Organisationen betrieben werden. Das braucht Europa. Leider geht es nicht unbedingt in diese Richtung." Denn immer mehr würden öffentliche Akteure für öffentliche Dienstleistungen private Unternehmen beschäftigen. "Die können das, was Staaten nicht können." So gebe man Stück für Stück Autonomie und Kontrolle ab. Mehr dazu: Wie kann man das Internet noch retten?