Er ist immer und immer wieder verliebt. In die unterschiedlichsten Frauen. So scheint es und so glaubt er es auch selbst. Doch in Wahrheit ist er nur in sich selbst verliebt und verliebt in die Pose des Verliebtseins. Er: Anatol, den wir alle kennen, dessen Charme und Elegance wir mögen und den doch wohl keine vernünftige Frau als Ehemann möchte.
Helga David hat für die heurigen Sommerspiele im Reichenauer Thalhof eine berühmte und zwei kaum bekannte Anatol-Szenen ausgesucht, welche die Facetten von Anatols Charakter deutlich machen. In "Denksteine" ist es der fast brutale Eifersüchtige, seinem literarischen Erfinder Arthur Schnitzler ähnlicher als sich selbst. In der Skizze "Süßes Mädel" sehen wir bereits den eitlen, verständnislosen Mann, der nicht merkt, wenn sein Gegenüber fast zerbricht. Und im "Abschiedssouper" erleben wir ihn in seiner lächerlichen Selbstanbetung: Er kann es nicht fassen, dass eine Frau, die er gerade verlassen wollte, ihn verlässt, weil sie einen anderen liebt.
Überzeugendes Spiel auf der Palette der EmotionenChristian Kainradl spielt den Anatol überzeugend, jede Farbe auf der Palette der Emotionen und Handlungen wohl abwägend. Darstellerisch bestens unterstützt wird er von Christian Nisslmüller als Max. Die drei Damen (Katrine Eichberger, Sandra Knoll, Sophie Aujesky) sind präsent und temperamentvoll, gehen aber am eigenartigen Flair Schnitzlerscher Frauengestalten leider vorbei.
Theater
Anatol-Szenen
Von Arthur Schnitzler
Helga David (Regie)
Mit Christian Kainradl
Thalhof in Reichenau
Tel.: 0664/3788725
Wh. bis 28. August