Eine Kundin (Athena Zervos) betritt den Bäckerladen, kauft Mehlspeisen, geht nach wenigen Worten wieder. Ende der Rolle? Nicht so in Elfriede Otts Inszenierung von Johann Nestroys "Eisenbahnheiraten" bei den Maria Enzersdorfer Festspielen auf Burg Liechtenstein. Die Kundin kommt wieder, weil sie ihren Schirm vergessen hat - glaubt sie. Und so geht es weiter. Die Minirolle wird zum Running Gag.

Unbeschwerte Altersweisheit


Man kennt Otts Nestroy-Inszenierungsstil seit Langem: sehr schräg und ein wenig verspielt. Nun aber kam noch - Verzeihung - Altersweisheit dazu. Prinzipalin und Regisseurin Ott schafft einen Freiraum für Unbeschwertheit, für Lebensfreude. Das 1844 uraufgeführte Stück wird in der Maria Enzersdorfer Fassung gezeigt, in einer hervorragenden Besetzung. Eine erfreuliche Überraschung in der Scholz-Rolle des Geigenmachers Peter Stimmstock ist der brillante Erzkomödiant Robert Kolar, ein glänzender Gegenspieler für Goran David, der in der Nestroy-Rolle des Patzmann durch Leichtigkeit, trockenen Humor und rasantes Tempo überzeugt. Kostbare Auftritte hat Ott selbst als Frau Zaschelhuberin. Dazu reife Könner wie Toni Nekovar, hochbegabte Anfänger (Stephanie-Christin Schneider und Patrick Weber etwa) und fantasievolle Kostüme (Maria Kappeter).

Der Inhalt des Stückes? Ein turbulentes Verwirrspiel um Liebe und von Vätern erwünschte Heiraten. Von Anfang an von reizvoller Musik (Klaus David Erharter) begleitet, endet das Ganze schließlich in der üblichen, mitreißenden (hier nicht nur) Opernparodie.

Theater

Eisenbahnheiraten

Von Johann Nestroy

Elfriede Ott (Regie)

Burg Liechtenstein

Wh. bis 14. August