Clash of Cultures, Jugendkultur trifft auf Generation 50 plus: Hubsi Kramar und Dolores Schmidinger verlustieren sich in einer altersgerechten Neuauflage von Bauers Bühnenklassiker. - © barbara pálffy
Clash of Cultures, Jugendkultur trifft auf Generation 50 plus: Hubsi Kramar und Dolores Schmidinger verlustieren sich in einer altersgerechten Neuauflage von Bauers Bühnenklassiker. - © barbara pálffy

Nein, magisch ist er nicht wirklich, dieser Nachmittag - nicht einmal die Rauschwelten von Alkohol, LSD & Co vermögen die Tristesse und Langeweile des Alltags noch mit unbekannter Magie zu verzaubern; stattdessen: Leere, Trost- und Sinnlosigkeit.

Nein, die Welt, die der damals 27-jährige Autor Wolfgang Bauer 1968 in seinem Stück "Magic Afternoon" zeichnete, ist keine flowerpowergeschwängerte Utopie, wirft stattdessen einen ungeschönten und seinerzeit visionären Blick auf eine Generation ohne Zukunft - vertreten durch zwei junge Paare, die sich in ihrer Aussichtslosigkeit gegenseitig in den Wahnsinn treiben.

Kein Retortendasein


Mittlerweile wäre Wolfgang Bauer, würde er noch leben, 70 Jahre alt geworden - und die Generation der 68er geht nun selbst auf die 68 Jahre zu. So auch Hubsi Kramar, der nun unter dem Titel "Magic Afternoon - reloaded" im 3raum - Anatomietheater in Wien Erdberg das Stück unter einer ungewöhnlichen Prämisse auf die Bühne brachte: Neben Kramar und drei Statisten stehen noch drei weitere Darsteller älteren Semesters auf der Bühne, nur dann und wann weisen Textstellen auf das vermeintlich junge Alter der Protagonisten hin.

Fast schon automatisch stellt sich durch diese Verfremdung die Frage nach der Halbwertszeit junger Träume und Zukunftspläne noch stärker als im Original - schließlich versuchen die Darsteller gar nicht erst, ihr Alter zu verstecken, sondern setzen mit Rückenschmerzen, Humpelfuß und Speckbauch sogar noch eins drauf. Trotz aller Trostlosigkeit, trotz der aus Langeweile aufkeimenden Gewalt, stellt die Lebensweise dieser Menschen immerhin doch noch eine Art Alternative zu (oder wenigstens Verweigerung gegenüber) einem arbeitsamen Retortendasein im kapitalistischen System dar.

Leider jedoch bleibt der Abend in seiner Grundkonzeption zu hypothetisch - anstatt gezielt diesen Fragen nachzuspüren, driftet der Abend zu oft ins albern Überzeichnete und verschenkt somit die meiste Zeit das Potenzial, ernsthaft hinter die Fassade zu blicken. Trotz offensichtlicher Freude am Spiel, die immerhin den ein oder anderen witzigen Augenblick bietet, können die Darsteller dann auch nicht über die ästhetischen Schwächen der Inszenierung hinwegspielen, die in ihrem weitgehend beliebigen Mix aus Realismus, Überzeichnung und Rosalicht-Stilisierung sowie dem unbeholfenen Sounddesign einen enttäuschend uninspirierten Eindruck macht.

Theater

Magic Afternoon - reloaded

frei nach Wolfgang Bauer

Regie: Hubsi Kramar

Wh.: 7., 9., 14.-17. September

www.3raum.or.at