
Der Skandal um die Manipulationen des Libor hat EU-Kommissar Michel Barnier auf den Plan gerufen. Für den Binnenmarkt-Verantwortlichen ist das Betrug und er will das Regelwerk der EU entsprechend verschärfen. Unerwartete Hilfe erhält er dabei aus dem Internet. Eine Initiative will seinen Vorschlägen Nachdruck verleihen. Am Freitagabend lagen bereits 394,613 Unterstützungserklärungen vor.
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Der Libor (London Interbank Offered Rate) legt fest, zu welchen Zinsen Banken einander Geld leihen. Er wird an jedem Arbeitstag um 11:00 Uhr UTC von der British Bankers' Association in London auf der Basis der Meldungen der einzelnen Banken festgelegt. Vor allem 2008 sollen Großbanken bewusst niedrigere Zinssätze gemeldet haben. Aufgrund der Manipulationen musste die britische Barclays Bank bereits hunderte Millionen Euro Strafe zahlen. Die Aktivitäten anderer Institute und der Der Bank of England werden noch untersucht.
Kommissar Barnier erklärte am Montag, dass er Manipulationen bei Referenzzinssätzen wie dem Libor oder dem Euribor (Zinssatz für Termingelder in Euro) als Betrug bestraft sehen will. Ob die nationalen Regierungen, insbesondere Großbritanniens, und das EU-Parlament mitziehen, wird sich zeigen.
Vorsichtshalber hat sich eine Initiative auf dem Kampagnenportal Avaaz eingeschaltet, die unter dem klingenden Motto Banker hinter Gitter! innerhalb von drei Tagen eine Million Unterstützer für Barniers Pläne gewinnen will. Selbstverständlich läuft die Mobilisierung auch über Facebook, Twitter und Google+.
Dabei setzt man auch auf Aktionismus außerhalb des Internet: Die steigende Unterstützerzahl wird durch das Hinzufügen von Bankier-Attrappen in ein Gefängnis direkt vor dem EU-Parlament dargestellt.