"Nun beginnt die Panik!" Heftige Zusammenstöße von Demonstranten mit der Bereitschaftspolizei.
"Nun beginnt die Panik!" Heftige Zusammenstöße von Demonstranten mit der Bereitschaftspolizei.

Mit seinen 3000 Einwohnern ist Ierissos das Epizentrum des Widerstands, der Gold-Gegner. Ierissos, einer der 16 Orte von Aristoteles, liegt auf der Straße nach Athos. Die Mönchsrepublik besuchen jedes Jahr viele Touristen. Bei der Fahrt durch Ierissos sehen sie Transparente. Die Parolen sind eindeutig: "Nein zum Goldabbau", "Das Gold haben viele geliebt; den Krebs keiner".

Treffpunkt der Gold-Gegner ist das Café Elysee. Jannis Verginis betreibt in Ierissos ein Geschäft für Handys und Computer. Er spricht fließend Deutsch, fast akzentfrei. Mehr als zehn Jahre hat er in Deutschland gelebt und als Mineraloge gearbeitet. Weshalb arbeitet er nicht für Hellas Gold? Das ist doch sein Beruf? "Niemals! Ich bin nach Ierissos zurückgekehrt, weil ich in einer intakten Umwelt mit meiner Familie leben wollte. Ich kämpfe gegen die Goldförderung und für meine drei Kinder."

70 Holzfäller sind täglich bei der Rodung im Einsatz


Eine derart groß angelegte Goldgewinnung, wie sie in Chalkidiki geplant ist, vernichte viel mehr Arbeitsplätze, als sie schaffen würde, fürchten die Gold-Gegner. In der Landwirtschaft, im Tourismus. Auch der Wasserverbrauch sei immens. Die Förderung zerstöre zudem reichlich Land. In der Skouries-Goldmine im Herzen eines dichten Waldes wird sowohl in oberirdischen Gruben als auch unter Tage abgebaut werden. 70 Holzfäller sind täglich im Einsatz, um das weitläufige Gelände zu roden. Die oberirdische Grube wird 700 Meter Durchmesser haben und 200 Meter tief sein. Unter Tage werden Stollen mit 25 Kilometer Gesamtlänge gebaut - in einer Tiefe von bis zu 770 Meter. Obendrein sollen in Skouries zwei Abfallbecken entstehen.

Das größte Übel in den Augen der Gold-Gegner: Um Gold im großen Stil abzubauen, werden traditionell hochgiftige Zyanide (Blausäuresalze) eingesetzt. Emy Gazea, Umweltbeauftragte bei Hellas Gold, versucht, den Gold-Gegnern beim Reizthema Zyanid den Wind aus den Segeln zu nehmen: "Wir werden bei der Goldgewinnung überhaupt kein Zyanid, sondern ein Schwebeschmelzverfahren verwenden." Die Gold-Gegner kontern: Das sei weltweit bisher nur bei der Kupferproduktion zum Einsatz gekommen. Früher oder später werde Hellas Gold auf die Cyanidlaugung zurückgreifen - schon alleine aus Kostengründen.

Die Athener Politik sieht das mittlerweile anders. Im Juli 2011 gab der damalige Athener Umweltminister Georgios Papakonstantinou in einer seiner ersten Amtshandlungen grünes Licht für das Umweltverträglichkeitskonzept von Hellas Gold. Seine Vorgängerin Tina Birbilis hatte das Projekt noch vehement blockiert - bis sie das Feld räumen musste. Papakonstantinou verteidigt seinen Schritt: "Wollen wir das einzige Land in Europa sein, das seine Bodenschätze nicht verwertet. Können wir uns das leisten?"

Leisten konnte es sich der nun faktisch bankrotte griechische Staat aber vor neun Jahren, die Förderrechte für alle Metallvorkommen in der Chalkidiki, sei es Gold, Silber, Kupfer, Blei oder Zink, nicht nur in Skouries und Olympia, sondern auf einer stattlichen Fläche von 317 Quadratkilometern für nur elf Millionen Euro an Hellas Gold zu verhökern. Die Fäden des Deals zog ein damaliger Minister der Athener Regierung: Christos Pachtas - der jetzige Bürgermeister der Gemeinde Aristoteles.

Der Streit um das Gold von Chalkidiki ist somit auch ein Festival der Juristen. Die Protestler haben Klage erhoben. Griechenlands oberstes Verwaltungsgericht hat erneut zu entscheiden - wie schon 2002. In diesen Tagen wird das Urteil bekanntgegeben.