Tamás Sneider erhielt den Sanctus von Premier Orbán. - © jobbik
Tamás Sneider erhielt den Sanctus von Premier Orbán. - © jobbik

Budapest. In seiner Heimatstadt Eger sollen ihn die Leute heute noch als "Roy" kennen - das war sein Spitzname als Führer der rechtsradikalen Skinhead-Gruppe "Verein Nationaler Jugend". Jetzt ist Tamás Sneider einer der sechs Vize-Parlamentspräsidenten Ungarns, auf Vorschlag seiner rechtsradikalen Partei Jobbik. Zu verdanken ist dies den Stimmen der rechtsnationalen Regierungspartei Fidesz, die vor einem Monat die Parlamentswahl gewonnen hat und nun mit einer Zweidrittelmehrheit weiterregiert. Hannes Swoboda, Fraktionschef der Sozialisten im EU-Parlament, bezeichnete den Vorgang als "eine Schande".

Auch Regierungschef Viktor Orbán, der gelegentlich behauptet, er mache Politik gegen Jobbik, stimmte für Sneider. Es gab in Orbáns Partei hierzu aber auch vier Stimmenthaltungen, darunter von Zoltán Balog, Minister für Humanressourcen, der 2013 vom deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck wegen seiner Roma-Politik ausgezeichnet wurde.

Amtsbekannt


Gegen Sneider stimmte nur die linke Opposition. Die Öko-Partei LMP enthielt sich der Stimme und bestätigte damit ihre bisherige nebelhafte Position gegenüber Jobbik.

Seit den frühen 1990er Jahren fiel "Roy" oft der Polizei auf - durch Randale und Angriffe auf Roma. Im Herbst 2006 war er in der ersten Reihe des rechtsradikalen Teils der Demonstranten, die aus Protest gegen den damaligen sozialistischen Ministerpräsidenten Ferenc Gyurcsany das Budapester Fernsehgebäude stürmten. 2009 wurde er von der Polizei verhört, weil er an einer Versammlung der damals bereits verbotenen Fascho-Miliz "Ungarische Garde" teilgenommen hatte.

Seit 2007 bei Jobbik


Geboren am 11. Juni 1972, hat Sneider eine Fachoberschule für Landwirtschaft besucht. 2009 begann er ein Studium der Geschichte - ob er es beendet hat, ist nicht überliefert. In die Politik stieg er 2000 ein, als Gemeinderat der Partei MIEP in Eger. MIEP war eine Versammlung Rechtsradikaler der alten Generation und ist infolge geschickter Schachzüge Orbáns kurz nach der Jahrtausendwende untergegangen.

Zur Partei Jobbik stieß Sneider 2007 und wurde prompt zu deren Vizepräsidenten gewählt. Seine Skinhead-Jugend rühmt er heute noch als Aktivität für den "ersten nationalen Jugendverband im Rumpf-Land" - eine Anspielung auf die immer noch von vielen Ungarn nicht verschmerzten Gebietsverluste von 1920. Stolz verwies er im Wahlkampf auf die "300 Jahre" alte Geschichte seiner Familie in Ungarn. Allerdings haben Ungarns Medien aus dem oppositionellen wie auch regierungsnahen Lager berichtet, dass gerade Sneiders Familienbeziehungen gar nicht rosig sind: 2007 hat er versucht, seine Eltern teilweise zu entmündigen, wegen Streits um den Familienbetrieb. Dies scheiterte, weil ein Gerichtsmediziner klarstellte, dass Sneiders Mutter und Vater geistig völlig gesund sind.


Die Wahrheit über Jobbik - Neofaschistische Gefahr in Ungarn.