Zagreb. In Kroatien bringt die Pensionsreform die Gewerkschaften auf die Barrikaden. Die drei größten Gewerkschaften des Landes haben am Samstag zum Protest gegen die Regierungspläne aufgerufen. Nach den Plänen der Regierung soll das Pensionsalter bereits 2033 auf 67 Jahre angehoben werden, fünf Jahre früher als ursprünglich geplant. Außerdem sind finanzielle Einbußen für Frühpensionierung vorgesehen.

Das Pensionsantrittsalter wurde bereits 2014 auf 67 Jahre für Frauen und Männer angehoben, gelten sollte die Reform aber erst ab 2038. Die Regierung von Premier Andrej Plenkovic wollte das höhere Antrittsalter ursprünglich schon im Jahr 2031 einführen, hat aber dann noch nachgebessert und sich auf das Jahr 2033 festgelegt. Derzeit liegt das Pensionsantrittsalter bei 65 Jahren für Männer und 62 Jahren für Frauen.

"Arbeiten bis zum Tode" 

Die Gewerkschaften widersetzen sich komplett dem Pensionierungsalter von 67 Jahren und fordern, dass die Altersgrenze zurück auf 65 Jahre gesenkt wird. Sie mahnen, dass in Kroatien die Lebenserwartung niedriger als im EU-Durchschnitt liege, auch die Arbeitsbedingungen seien härter. Die Erhöhung des Pensionsalters würde zum "Arbeiten bis zum Tode" führen, so die Kritik.

Auch die geplanten höheren Abschläge für Frühpension sind für Gewerkschaften inakzeptabel. Laut dem Reformvorschlag müsste jemand, der vorzeitig in Pension gehen würde, für jedes Jahr vor dem Regelpensionsalter Abschläge von 4 Prozent in Kauf nehmen. Vorzeitige Pensionierung sei oft keine freiwillige Wahl der Arbeiter, kritisieren die Gewerkschaften.

Durchschnittliche Lebensarbeitszeit bei 32,5 Jahren

Die Regierung, die das Gesetzespaket zur Pensionsreform am Mittwoch im Parlament eingereicht hat, begründet ihre Notwendigkeit mit der demografischen Lage. Sie wolle damit die finanzielle Nachhaltigkeit des Pensionssystems sowie höhere Renten sichern, sagte Arbeitsminister Marko Pavic laut Medienberichten. Das System hat derzeit ein Defizit von 17 Mrd. Kuna (2,3 Mrd. Euro), das aus dem Staatsbudget gedeckt werden muss. Die Regierung erwartet durch die geplante Reform bis 2040 Ersparnisse von über 11 Mrd. Kuna (rund 1,5 Mrd. Euro).

Mit 67 Jahren würde man laut dem Minister nur dann in Pension gehen, wenn man keine volle Lebensarbeitszeit von 41 Jahren erfüllt. Diese erreichen in Kroatien derzeit nur 19 Prozent der Pensionisten. Laut Eurostat lag im Vorjahr die durchschnittliche Lebensarbeitszeit, die Menschen im Beruf verbringen, in Kroatien bei 32,5 Jahren. EU-weit beträgt sie 35,9 Jahre.