Wien. Verzerrte Gitarren, treibendes Schlagzeug und krächzender Gesang, Texte über Satanismus und den Tod - die um nichts weniger ungewohnte Bildsprache lässt aufschrecken: Zu Totenmasken geschminkte Gesichter und mit Nieten, Stacheln und Totenköpfen bestückte, schwarze Kleidung sind im Black Metal, einer extremen Form des Metal, üblich. Weniger üblich hingegen, ist eine Affinität zum Neonazismus, diese wird am Rande der Szene aber mitunter ausgelebt.
Kommendes Wochenende etwa soll die finnische Black Metal-Band Horna im Wiener Club Escape auftreten. Horna ist Kennern der Szene zufolge der extremen Rechten zuordnen - und das sorgt für Protest von Beobachtern des Neonazismus.
Einer von ihnen ist Andreas Peham. Er arbeitet für das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands (DÖW) und beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der extremen Rechten, ihrer Kultur und ihren Codes. "Eine Affinität zum Rechtsextremismus ist bei der Band Horna auf jeden Fall erkennbar", ist er sich sicher. Und tatsächlich, während die Tonträger der finnischen Band das übliche Repertoire des Black Metal - Todessehnsucht und Satanismus - vermitteln, sieht es hinter den Kulissen anders aus. Dies zeigt ein mehrseitiges Dossier des DÖW zur Band, das der "Wiener Zeitung" vorliegt.
Gratulation an Hitler
Hatte sich Ville P., Mastermind und Gitarrist von Horna, in einem Interview im Jahr 2001 noch offen zu einer nationalsozialistischen Gesinnung bekannt, bemühte er sich, mit steigendem Bekanntheitsgrad der Band, ein unpolitisches Image zu vermitteln. Kein Wunder: Immer wieder wurden Horna-Konzerte nach Druck aus der Öffentlichkeit abgesagt, die rechtsextreme Vergangenheit gefiel vielen Veranstaltern weniger als ihre Musik. Nichtsdestotrotz trat man in den letzten Jahren in ganz Europa auf, die einstigen Bekenntnisse zum Faschismus schienen als Jugendsünden oder Provokationen durchzugehen.
Weniger bekannt ist allerdings, dass der Kopf der Band, Ville P., bis vor wenigen Jahren über sein eigenes Plattenlabel Tonträger neonazistischer Bands promotete und ebensolchen Bands an der Gitarre aushalf. Bandnamen wie Aryan Art, Aryan Blood oder Endlösung lassen diesbezüglich tatsächlich kaum Fragen offen. Dabei ist der Gitarrist keineswegs der Einzige, der eine Affinität zur extremen Rechten hat. Tuomas R., langjähriger Sänger von Horna, spielt auch bei der Band Kommando Peste Noire das Keyboard - und damit bei der wohl bekanntesten neonazistischen Black-Metal-Band Frankreichs. Der Horna-Sänger R. betreibt außerdem mit einem Freund ein Industrial-Metal-Projekt. Letzterer gratuliert Adolf Hitler auf Facebook offen zum Geburtstag und lichtet sich vor Hakenkreuzfahnen ab. Mynni L., zweiter Gitarrist bei Horna, gefällt sich selbst wiederum in Sozialen Medien mit T-Shirts neonazistischer Black Metal-Bands und postet Bilder dieser - mit dem Kommentar "Fuck Antifa".
Hakenkreuze am Flyer
Auch die Live-Aktivitäten Hornas deuten in dieselbe Richtung: Neben den üblichen Auftritten auf Metal-Festivals finden sich die Finnen auch auf Konzerten neben Neonazi-Bands, wo ausgestreckte Arme zum Hitlergruß erhoben wurden. Erst vergangenes Jahr traten Horna gemeinsam mit zwei neonazistischen Bands bei einer "Privatveranstaltung" in Helsinki auf, deren Austragungsort man nur per Mail erfahren konnte.
Der Ankündigungsflyer ließ den Grund für das konspirative Verhalten bereits vermuten: Neben Hornas Bandlogo "schmückten" ein Keltenkreuz, Symbol der extremen Rechten, und gleich zwei Hakenkreuze den Werbeflyer für das Konzert.
Nicht nur teilen manche Musiker von Horna offensichtlich ein rechtsextremes Weltbild, auch scheint sie Band in der entsprechenden Musikszene sehr gut vernetzt zu sein.
Haben die Veranstalter des Wiener Konzertes also ein Problem mit den rechtsextremen Umtrieben der Black Metal-Band? Von Veranstalter oder Betreibern des Metal-Clubs gab es bis zum Redaktionsschluss auf mehrere Anfragen kein Statement zu den Vorwürfen. Horna treten jedoch nicht zum ersten Mal im Escape auf und mittlerweile sei bekannt, dass der Club immer wieder Bands einlädt, die problematische Positionen vertreten, kritisiert Andreas Peham vom DÖW. "Wir werden uns dafür einsetzen, dass dem Club jegliche Unterstützung durch die Stadt Wien entzogen wird. Solch eine Einladungspolitik ist untragbar."