Wien. (irr) "Ich finde, das ist ein Skandal. Es ist eine Visionslosigkeit, die sich hier wieder einmal manifestiert." Der Grund für den Zorn des Anthropologen Thomas Fillitz im Ö1-"Morgenjournal": Das Weltmuseum Wien - zu dessen Freundesverein Fillitz gehört - soll nun doch nicht im großen Stil wachsen. Seit Mittwoch ist bekannt, dass Kulturminister Josef Ostermayer eine Redimensionierung der ursprünglichen Pläne verlangt. Diese hätten nämlich nicht nur zu einer erweiterten Nutzfläche geführt (9400 Quadratmeter), sondern auch höheren Fixkosten und entsprechenden Forderungen an das Ministerium. Ab 2017 hätte es jährlich angeblich 2,3 Millionen Euro mehr zahlen sollen. Laut Ostermayer werde man die Basisabgeltung für das Haus in der Wiener Hofburg, das auf dem Papier dem Kunsthistorischen Museum (KHM) zugehört, aber nicht erhöhen. KHM-Chefin Sabine Haag hat eine Überarbeitung der Pläne angekündigt.
"Ins Ausgedinge schicken"
Dass nun Kritik an Ostermayer aufflammt, liegt einerseits daran, dass das bisherige Konzept in Stein gemeißelt wirkte. Es stammt noch aus der Ära von Vorgängerin Claudia Schmied, die für den Umbau 27,5 Millionen Euro budgetierte. 19 davon hätte das Kulturministerium stemmen sollen, die Arbeiten standen kurz vor dem Beginn.
Andererseits wird das Weltmuseum (vormals Völkerkundemuseum) wohl nicht nur kürzertreten müssen, sondern womöglich auch Nutzfläche an andere Institutionen abgeben: Ostermayer überlegt, ob das Areal auch das - seit langem geplante - Haus der Geschichte der Republik Österreich beherbergen könnte oder einen Tiefspeicher der Nationalbibliothek.
Heftige Kritik an dem neuen Denken kommt auch vom Grünen Kultursprecher Wolfgang Zinggl: Das Völkerkundemuseum, dessen Sammlung seit Jahren nicht mehr zu sehen war, solle offenbar "ins Ausgedinge geschickt werden".