Wien.
1994 kam er als Orchestermusiker auf Tournee nach Europa - und wollte eigentlich nur drei Monate bleiben. Aber: "15 Jahre später war ich immer noch da." Was dazwischenkam? Eine Karriere im eher kommerziellen Fach. "Das waren goldene Jahre", erzählt Olefirowicz über die Zeit in Deutschland. "Da wurden neue Theater gebaut, da dirigierte ich Musicals wie Miss Saigon oder Der Glöckner von Notre Dame als deutsche Erstaufführungen. Einige Zeit war ich der jüngste Chefdirigent Deutschlands." Ein Amt, auf das er allerdings freiwillig verzichtete, als er wieder mit der Klassik in Berührung kam, nämlich rund um seinen Dreißiger ein Event an der Staatsoper Unter den Linden dirigierte. Da habe er wieder Blut geleckt. Und: "Ich wollte nicht als Musicalmensch schubladisiert werden." Also legte er den Posten nieder, begann wieder ganz unten beim Korrepetieren und wurde Kapellmeister in einem kleinen Haus in Thüringen. Wobei: "So ein Haus ist gut für die Entwicklung, da wird man durch alle Fächer gejagt: Oper, Operette, Musical, Ballett, Symphonik." Als Olefirowicz dort Benatzkys "Drei Musketiere" herausbrachte, sei die Volksoper Wien hellhörig geworden. Für die hat der polnischstämmige Dirigent inzwischen drei Werke des leichten Fachs abgewickelt.
Schwächen im Textbuch
Nun strotzt der 39-Jährige nur so vor Optimismus: Wiewohl "Candide" ab Sonntag bloß konzertant auf der Bühne steht (allerdings mit Volksoperndirektor Robert Meyer als Erzähler), könnte diese Premiere "ein Meilenstein" in seiner Karriere werden. "Bernsteins echtes Meisterwerk ist der Candide, auch wenn die West Side Story erfolgreicher war. Candide wird weit unterschätzt, weil viele nur die Ouvertüre kennen."
Tatsächlich brachte es Bernsteins "Comic Operetta" im Anschluss an die Broadway-Premiere auf keine 80 Abende - nach Ansicht der Kritiker aber vor allem aufgrund von Schwächen im Textbuch. In der Konzertfassung wird jedenfalls einiges gestrichen. Und die Musik lobt Olefirowicz über den grünen Klee: "Man könnte es Bernsteins schönste Musik nennen: Sie ist sehr fein gearbeitet, da hat jedes Instrument seinen großen Auftritt."
Und apropos fein gearbeitet: Wer an der Volksoper Mikrofone erspäht, möge sich vor Trugschlüssen hüten. Die Technik sei nämlich lediglich für einen Mitschnitt da, verstärkt werde gar nichts: Olefirowicz will die Ausgangsbedingungen von 1956. Und diesmal freilich ungeteilten Beifall für das Werk.