Rund acht Monate nach seiner Thronbesteigung ist Charles III. zum britischen König gekrönt worden. Seine Frau Camilla wurde zur Königin gekrönt. Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, setzte beiden bei einer Zeremonie in der Londoner Westminster Abbey die Edwardskrone und die Krone von Queen Mary auf. Im Rahmen der Zeremonie wurde der Charles (74) mit heiligem Öl gesalbt, außerdem kleidete sein ältester Sohn, Thronfolger Prinz William, seinen Vater in die royale Robe.

Mehr als 2.300 Gäste verfolgten die Zeremonie am Samstag, dazu Millionen vor den Bildschirmen. Dabei waren Vertreter aus 203 Ländern, davon etwa 100 Staatschefs. Für Österreich nahm Bundespräsident Alexander Van der Bellen teil.

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Unter den Gästen waren zahlreiche Prominente. Unter ihnen waren gekrönte Häupter wie Willem-Alexander und Máxima von den Niederlanden und Felipe und Letizia von Spanien. Aus Schweden kamen König Carl Gustaf und seine Tochter Victoria. Für das dänische Königshaus kamen Kronprinz Frederik und Kronprinzessin Mary, für die Norweger reisten Haakon und Mette-Marit an. Charles jüngerer Sohn Prinz Harry kam allein zu der Zeremonie, seine Frau Meghan blieb mit den beiden Kindern in den USA.

König Charles III. 
- © apa/ afp, Emmanuel Dunand

König Charles III.

- © apa/ afp, Emmanuel Dunand

Für Entzücken sorgten abermals die Kinder von Thronfolger William und Prinzessin Kate. Charlotte und Louis saßen während des Gottesdienstes in der ersten Reihe bei ihren Eltern. Der neunjährige Prinz George hatte eine besondere Rolle: Er war gemeinsam mit drei anderen Burschen als Ehrenpage seines Großvaters Charles im Einsatz.

Der Erzbischof von Canterbury Justin Welby setzt die St Edward's Crown auf das royale Haupt von König Charles III 
- © apa/afp, Richard Pohle

Der Erzbischof von Canterbury Justin Welby setzt die St Edward's Crown auf das royale Haupt von König Charles III

- © apa/afp, Richard Pohle

Unter den politischen Gästen waren der französische Präsident Emmanuel Macron, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, der kanadische Premierminister Justin Trudeau, die ehemaligen britischen Premierminister Boris Johnson und Tony Blair, US-First Lady Jill Biden und die Frau des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Olena Selenska. Auch Popstars wie Katy Perry und Lionel Richie waren zu Gast bei der Zeremonie. Beide sollten auch am Sonntagabend beim Krönungskonzert auf der Bühne stehen.

Mit dem Einmarsch des Königspaares in die Westminster Abbey hat der feierliche Gottesdienst zur Krönung von König Charles III. und Königin Camilla begonnen. 
- © apa/afp, Richard Pohle

Mit dem Einmarsch des Königspaares in die Westminster Abbey hat der feierliche Gottesdienst zur Krönung von König Charles III. und Königin Camilla begonnen.

- © apa/afp, Richard Pohle

Charles ist bereits seit dem Tod seiner Mutter am 8. September 2022 König. Die Krönung symbolisiert lediglich seine Amtsübernahme. Es ist die erste Krönung eines britischen Monarchen seit 70 und die erste eines Königs seit 86 Jahren. Da es in den Königshäusern der anderen Länder ein solches Krönungsritual nicht gibt, war die Feier für die allermeisten Gäste ein bisher einmaliges Ereignis.

Mehr als 2.300 Gäste werden den Gottesdienst in der Kirche verfolgen, dazu Millionen an den Bildschirmen. Erwartet werden Vertreter aus 203 Ländern, davon etwa 100 Staatschefs. Für Österreich nimmt Bundespräsident Alexander Van der Bellen teil. 
- © apa/afp, Paul Ellis

Mehr als 2.300 Gäste werden den Gottesdienst in der Kirche verfolgen, dazu Millionen an den Bildschirmen. Erwartet werden Vertreter aus 203 Ländern, davon etwa 100 Staatschefs. Für Österreich nimmt Bundespräsident Alexander Van der Bellen teil.

- © apa/afp, Paul Ellis

Die Länge der Krönungsprozession für König Charles III. beträgt nur rund ein Viertel der Strecke, die seine Mutter Queen Elizabeth II. vor 70 Jahren zurücklegte. Für die langsame Fahrt über 1,42 Meilen (2,3 Kilometern) von der Westminster Abbey zum Buckingham-Palast sind exakt 33 Minuten vorgesehen.

Die deutlich verkürzte Prozession soll die von Charles angestrebte Verschlankung der Monarchie widerspiegeln. Dennoch nutzten Monarchie-Gegner den Tag für Protest. Die Festnahmen wurden umgehend von Human Rights Watch scharf kritisiert. "Dies ist etwas, das man in Moskau erwarten würde, aber nicht in London", sagte die Chefin der britischen Niederlassung der Menschenrechtsorganisation, Yasmine Ahmed, am Samstag einer Mitteilung zufolge. "Friedliche Proteste erlauben es den Menschen, die Mächtigen zur Verantwortung zu ziehen. Das ist etwas, dem die britische Regierung offenbar zunehmend abgeneigt zu sein scheint."

Der Bürgerrechtler Peter Tatchell twitterte, die Polizei habe riesige Absperrungen errichtet, um Monarchie-kritische Transparente zu verdecken. "Das Recht auf friedlichen Protest unterdrückt. Schande!" Die Londoner Polizei hatte ein rigoroses Vorgehen gegen Menschen angekündigt, die aus ihrer Sicht die Krönung stören wollen.

Aber auch Zehntausende Fans des Königshauses und Schaulustige strömten in die Innenstadt. Wer einen guten Blick auf die Prozession haben wollte, musste bereits in der Früh seinen Platz an der Prachtstraße The Mall sichern. Eine Frau rief aus den hinteren Reihen: "Wäre es wohl sehr dreist, sich weiter nach vorne durchzudrängeln? Oder wäre das nicht mit britischen Werten vereinbar?"

Die Londoner Familien Salisbury und Savident - bestens ausgestattet mit Picknickstühlen und Regenschutz und selbst zubereiteter Coronation Quiche - machten es sich einige Meter weiter gemütlich und gönnten sich kurz vor 8.00 Uhr den ersten Sekt. Zwei Freundinnen - von oben bis unten in Union Jacks eingehüllt - konnte auch der angekündigte Regen nicht schocken. "Es ist ein britischer Feiertag, natürlich wird es regnen!"

Die Krönungszeremonie

Mit dem Einmarsch des Königspaares in die Westminster Abbey hat der feierliche Gottesdienst zur Krönung von König Charles III. und Königin Camilla begonnen. Angeführt wurde der Festzug von Vertretern verschiedener nicht-christlicher Glaubensgemeinschaften, um die Vielfalt der Religionen in Großbritannien zum Ausdruck zu bringen. Danach folgten Vertreter christlicher Konfessionen und Fahnenträger, die alle 15 Länder repräsentieren, deren Staatsoberhaupt König Charles ist.

Nach den Mitgliedern des Chors folgte das Königspaar. Dazu erklang das Eingangslied "I was Glad" zum Text von Psalm 122 von Hubert Parry aus dem Jahr 1902. Dem Königspaar vorweg getragen wurde das Kreuz von Wales: Es besteht aus recycelten Silberbarren, die von der Münzprägeanstalt Royal Mint in Südwales zur Verfügung gestellt wurden. Dazu gehören auch ein Schaft aus walisischem Fallholz und ein Ständer aus walisischem Schiefer.

Auf der Rückseite sind Worte aus der letzten Predigt des Heiligen David auf Walisisch eingeprägt: "Byddwch Lawn. Cadwch y ffydd. Gwnewch y Pethau Bychain" - auf Deutsch: "Sei fröhlich. Behalte den Glauben. Tu die kleinen Dinge." Eingearbeitet sind zudem zwei Splitter, die dem Heiligen Kreuz zugeschrieben werden, an dem der Bibel zufolge einst Jesus gekreuzigt wurde. Dabei handelt es sich um ein Geschenk von Papst Franziskus.

Der König - der als Thronfolger den Titel des Prinzen von Wales trug - hatte das Kreuz der Church of Wales zu deren 100. Geburtstag geschenkt. Er hatte im November 2022 persönlich einen Leopardenkopf als königliches Zeichen darauf angebracht. Nach der Krönung soll das Kreuz in Wales von der Anglikanischen und der Katholischen Kirche genutzt werden.

Vor der Krönung von König Charles III. und Königin Camilla strömen Zehntausende Royal-Fans ins Zentrum von London. Sie hoffen, einen Blick auf das Königspaar zu erhaschen, das am Vormittag in einer reich verzierten Kutsche vom Buckingham Palast zur Westminster Abbey fahren wird. Hunderte verbrachten bereits die Nacht entlang der Prachtstraße The Mall, um gute Plätze zu ergattern. Einige Hartgesottene campierten dort bereits seit Tagen.

Viele trugen Hüte, Brillen, Perücken oder Kleidung in den Farben der britischen Flagge. Charles ist bereits seit dem Tod seiner Mutter am 8. September 2022 König. Die Krönung symbolisiert lediglich seine Amtsübernahme. Es ist die erste Krönung eines britischen Monarchen seit 70 und die erste eines Königs seit 86 Jahren.

Die Krone von Queen Mary

Königin Camilla wird mit der Krone von Queen Mary gekrönt. Aus Gründen der Nachhaltigkeit und Effizienz sei keine neue Krone gefertigt, sondern die existierende geringfügig verändert worden, hieß es vom Palast - das ist demnach das erste Mal in der jüngeren Geschichte der Fall. Dass Juwelen in eine Krone eingefügt werden, sei Tradition und solle die Einzigartigkeit des Anlasses und den individuellen Stil der Königsgemahlin widerspiegeln, hieß es.

Die Änderungen sind außerdem ein Tribut an Camillas Schwiegermutter Queen Elizabeth II.: So sollten die Diamanten Cullinan III, IV und V eingefügt werden, die die Queen öfter als Broschen trug.

Mit der Entscheidung für diese Krone geht das Königspaar auch einem heiklen Thema aus dem Weg: Der aus Indien stammende Diamant Koh-i-Noor, der immer wieder kontroverse Diskussionen auslöst, kommt bei der Krönung nicht zum Einsatz, wie der Palast bestätigte.

Der weltberühmte hochkarätige Diamant ist Teil der Krönungskrone von "Queen Mum", der Mutter von Queen Elizabeth II. Er stammt aus der ehemaligen britischen Kolonie Indien. Nach dem Tod der Queen im vergangenen Herbst verlangten viele Inder dessen Rückgabe.

Der Krönungsstuhl

Der "Coronation Chair" - Krönungsstuhl - gilt seit Jahrhunderten als zentrales Element bei den Krönungen englischer und dann britischer Monarchen. "Es ist das älteste erhaltene Möbelstück, das noch für seinen ursprünglichen Zweck verwendet wird", sagte Restauratorin Krista Blessley jüngst der BBC. Bisher wurden 26 Monarchen auf dem Stuhl gekrönt.

Während der Krönung wird der zwei Meter hohe und einst mit Blattgold verzierte Eichenstuhl in der Mitte des historischen mittelalterlichen Mosaikbodens gegenüber dem Hochaltar platziert. Das soll den religiösen Charakter der Zeremonie betonen. Die vergoldeten Löwen an den Füßen wurden erst später ergänzt.

Historisch interessant sind auch die Graffiti, die vor langer Zeit vermutlich von Schülern, Chorjungen und Touristen ins Holz geritzt wurden. Zu lesen ist unter anderem: "P. Abbott hat vom 5. auf 6. Juli 1800 in diesem Stuhl geschlafen."

Gebaut wurde der Sitz 1300/01 im Auftrag des englischen Königs Edward I. - er ist deshalb auch als König-Edwards-Stuhl bekannt. Vorgabe war, den sagenumwobenen schottischen Krönungsstein "Stone of Destiny" (Schicksalsstein) zu integrieren. Der 152 Kilo schwere Steinblock, ein Symbol des schottischen Königtums, war 1296 von Edward nach einem Sieg über die Schotten London gebracht worden.

Seitdem wird er bei den Krönungen englischer und britischer Monarchen verwendet. Dauerhaft nach Schottland kehrte der Stein erst 1996 zurück, für Charles' Krönung wurde er aber wieder in den Süden ausgeliehen.

Die Edwardskrone

Im Zentrum der Krönungszeremonie steht die aus purem Gold gefertigte Edwardskrone. Sie ist einst genau für diesen Moment geschaffen worden. Seit der Krönung von Charles II. im Jahr 1661 kommt die mehr als zwei Kilogramm schwere, mehr als 30 Zentimeter hohe Goldkrone bei der Krönung neuer Monarchen zum Einsatz. In der Zeit dazwischen verlässt sie kaum den Tower of London.