Franz-Peter Tebartz-van Elst ist seit 2008 Bischof von Limburg. Der zumindest 31 Millionen teure Um- und Neubau des Bischofssitzes sorgt für hitzige Diskussionen. - © ap
Franz-Peter Tebartz-van Elst ist seit 2008 Bischof von Limburg. Der zumindest 31 Millionen teure Um- und Neubau des Bischofssitzes sorgt für hitzige Diskussionen. - © ap

Limburg. (ag/da) "Wer mich kennt, weiß, dass ich keinen pompösen Lebensstil brauche." Das sagt der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst über sich. Eine andere Sprache sprechen die explodierenden Kosten bei Neubau und Renovierung nächst des Doms im deutschen Bistum, das Teile von Hessen und Rheinland-Pfalz umfasst. Zwei Millionen Euro Baukosten waren ursprünglich eingeplant. Für edle Säulen, Teich und Springbrunnen, Atrium, Empfangslobby, Privatkapelle, Konferenzräume und bischöfliche Wohnung wurde die Kalkulation um das Sechsfache überschritten - intern rechnet man schlussendlich gar mit 40 Millionen Euro.

Die Kostenexplosion liegt zum Gutteil daran, dass das gesamte Gelände in der Altstadt mit einem Souterrain-Geschoß versehen wurde; es soll auch einen Fitnessraum beinhalten, so wird kolportiert. "Wenn über ein Jahr lang nur Gestein weggefräst wird, ist es nicht verwunderlich, dass das viel kostet", kommentiert das Limburger Stadtbauamt trocken. Die Badewanne für Bischof Tebartz-van Elst um 15.000 Euro und Tischlerarbeiten in seiner Wohnung um 350.000 Euro sind nur zwei Beispiele für den offenbar wenig asketischen Lebensstil des Kirchenoberen.

Antithese zu Franziskus

Finanziert wird der Umbau nicht aus Steuergeldern, sondern mit Rücklagen des Bistums. In Zeiten eines reformwilligen Papstes an der Spitze, der für eine "arme Kirche" plädiert, rücken die Aktivitäten in Limburg noch stärker ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Neu ist Kritik an dem Bischof aber nicht: Schon früher wurden Vorwürfe wegen Verschwendung und des angeblich autoritären Führungsstils laut. Fürsprecher wie der - ebenfalls nicht unumstrittene - Kölner Kardinal Joachim Meisner hielten eisern zu ihm, sahen jüngst gar eine Verschwörung der Medien.

Doch die Kritiker werden immer zahlreicher, denn mittlerweile beantragte die Staatsanwaltschaft Hamburg einen Strafbefehl wegen falscher eidesstattlicher Aussage gegen Tebartz-van Elst. Der 53-Jährige hatte bestritten, dass ein Redakteur des "Spiegel" gefragt habe, ob er in der ersten Klasse nach Indien geflogen sei. Auch hatte der Bischof zurückgewiesen, darauf entgegnet zu haben, dass er die Business-Klasse benutzt hat. Die Beweislast scheint aber erdrückend: Sowohl die Rückfrage "Aber Sie sind doch erster Klasse geflogen?" als auch die Antwort "Business-Klasse sind wir geflogen" wurden auf einem Handy-Video dokumentiert, das die Zeitschrift veröffentlichte.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, hat Tebartz-van Elst am Donnerstag zur Selbstkritik aufgefordert: "Ich bin sicher, dass sich der Bischof gründlich mit der notwendigen Selbstkritik in dieser Entwicklung auseinandersetzt." Die Forderung nach einem Rücktritt des Limburger Bischofs oder einer Auszeit vom Amt wollte Zollitsch aber nicht erheben. In der kommenden Woche werde er bei einem Treffen mit Papst Franziskus über den Fall sprechen und Vorschläge für das weitere Vorgehen unterbreiten.

"Der Bischof wird vermutlich an seinem Stuhl kleben, da gibt es nur noch einen Weg: die Amtsenthebung durch den Papst", fordert der Münsteraner Kirchenrechtsprofessor Thomas Schüller. Er bezeichnete den Bischof als "unfähig, uneinsichtig und offensichtlich krank".

Auch Jochen Riebel, Mitglied im Vermögensverwaltungsrat des Bischöflichen Stuhls in Limburg, sagte: "Ich kann es mir nur so erklären, dass der Bischof von Limburg entweder ein raffinierter Betrüger oder krank ist." Auf die Frage, welche Konsequenzen Tebartz-van Elst ziehen sollte, antwortete Riebel: "Wenn der Bischof ein Ehrenmann wäre, wäre die Entscheidung klar."

"Unfähig und uneinsichtig"

Mehrere Varianten sind bei einem Rückzug des Bischofs möglich: Er selbst könnte laut dem Gesetzesbuch der katholischen Kirche, dem Codex Iuris Canonici, bei "angegriffener Gesundheit oder einem anderen schwerwiegenden Grund" seinen Amtsverzicht anbieten. Einen Bischof seines Amtes entheben kann lediglich der Papst. Möglich wäre auch die Versetzung, etwa in ein eher unbedeutendes Bistum.

Noch im September vermeldete der päpstliche Beauftragte, Kardinal Giovanni Lajolo, der Vatikan hege "volles Vertrauen" in die Amtsführung des Limburger Bischofs; jedoch sei die Einheit zwischen Bischof und Volk belastet. Eskaliert die gerichtlich anhängliche Causa zwischen ihm und dem "Spiegel", wird Rom seine Position neu bewerten müssen.