Traditionell kochen Mama und Papa für die Bambini. Wie sieht das Konzept in Zukunft aus und wird es den "Insulanern" in Italien schmecken? - © Barilla
Traditionell kochen Mama und Papa für die Bambini. Wie sieht das Konzept in Zukunft aus und wird es den "Insulanern" in Italien schmecken? - © Barilla

Rom. Barilla werde bestimmt keine Werbung mit Schwulen produzieren. Mit diesem Sager sorgte der Chef des Nudelimperiums, Guido Barilla, im September für ordentlich Furore. "Wenn das Homosexuellen nicht gefällt, können sie die Pasta eines anderen Herstellers essen", erklärte er in einem Interview mit dem Sender Radio 24. Empörung, Shitstorms auf Sozialen Medien und Boykott-Aufrufe waren die Folge.

Nun kündigte der italienische Nudelfabrikant Maßnahmen zur Schadensbegrenzung an. Der 55-jährige Barilla-Chef habe sich seitdem acht Mal mit homosexuellen Aktivisten und Organisationen in Italien und den USA getroffen, heißt es in einer Presseaussendung. Ein umfassendes Konzept wurde erarbeitet.

Die Abgeschiedenheit Parmas

"Italien ist ein Inselstaat", versuchte Firmensprecher Luca Virginio den Sager des Firmenchefs abzufedern und mit der Abgeschiedenheit Italiens vom Rest der Welt zu erklären. Hier sei das traditionelle Familienbild noch unumstößlich. Das Unternehmen sei von den internationalen Reaktionen regelrecht schockiert gewesen. "Die Treffen mit den Aktivisten haben uns Augen und Ohren geöffnet - für die Entwicklung, die außerhalb Parmas stattfindet", sagte Virginio. In Parma produziert Barilla seit 130 Jahren Nudeln in aller erdenklicher Form.

Besagter Schock könnte nun das im Barilla-Werbekonzept fest verankerte traditionelle Familienbild ins Wanken bringen. "Wir arbeiten derzeit an neuen Kampagnen, die offener und umfassender sein sollen", erklärte der Firmensprecher ohne Näheres zu verraten.

LGBT-Expertengremium und Beauftragter

Laut einem auf der Firmenwebsite veröffentlichten Statement zählt dazu der Einsatz eines LGBT-Beauftragten rund um das Thema "Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender" sowie ein entsprechendes Expertengremium unter anderem mit US-Aktivist David Mixner. Dies soll "Diversität und Gleichstellung in der Unternehmenskultur verbessern."

Zusätzlich kündigte der Konzern eine Kooperation mit der Human Rights Campaign (HRC) an. Ob sich der Sager des Firmenchefs bereits negativ auf das Geschäft ausgewirkt hat, wollte Barilla nicht verraten. Fakt ist, dass der Nudelkonzern mit Firmensitz in Parma kräftig an der Wirtschaftskrise leidet und im vergangenen Jahr 21 Prozent Umsatzeinbruch verbüßte. Dass man sich gerade in den USA um ein "offeneres Image" bemühe, liegt unter anderem am lukrativen US-Markt.

Skepsis

Skeptisch zeigt sich der homosexuelle Englisch-Professor der John Cabot Universität in Rom, Carlos Dews. Er hatte nach dem Eklat vor zwei Monaten auf seiner Facebook-Seite zu einem Boykott der Barilla-Produkte aufgerufen. Die nun geplanten Maßnahmen seien zwar ein Schritt in die richtige Richtung. Es sei aber zu früh, um die Chance auf einen wirklichen Richtungswechsel vorauszusagen. "Es könnte sich auch als Schaufenster-Dekoration entpuppen", sagte Dews.