Limburg/Vatikanstadt. Es mag ein Zufall gewesen sein, dass der Papst bei der Generalaudienz am Mittwochvormittag im Vatikan seine Katechese ausgerechnet zum Wesen der Weihe wählte. "Ein Bischof, der sich nicht in den Dienst der Gemeinde stellt, ist kein guter Bischof", sagte Franziskus. Dann bat er die Gläubigen, für Priester und Bischöfe zu beten, "besonders für diejenigen, die in Schwierigkeiten sind und Mühe haben, die Frische ihrer Berufung wieder zu finden". Die Worte des Papstes wirkten wie gemünzt auf den Fall des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst.
Ein paar Stunden später gab der Vatikan bekannt: Tebartz-van Elst kehrt nicht in sein Bistum zurück. In der Diözese Limburg sei es zu einer Situation gekommen, "die eine fruchtbare Ausübung des bischöflichen Amtes" durch Tebartz-van Elst verhindere. So war es in einer Mitteilung zu lesen, die das Presseamt des Heiligen Stuhls mittags veröffentlichte.
Als Apostolischen Administrator, der die Diözese bis zur Berufung eines Nachfolgers führen soll, setzte der Papst den 74 Jahre alten Paderborner Weihbischof Manfred Grothe ein. Grothe leitete die Prüfungskommission, die seit vergangenem Herbst die Umstände der Finanzierung des Diözesanen Zentrums St. Nikolaus in Limburg untersuchte.
In dessen Bericht, der am Mittwoch veröffentlich wurde, werden den Beteiligten des Baus, darunter auch dem Domkapitel, schwere Vorwürfe gemacht. Insbesondere Bischof Tebartz-van Elst hätte die Höhe der Baukosten unnötig in die Höhe getrieben und bewusst verschwiegen. "Die Ausgestaltung des Bauprojekts geht vorwiegend auf Wünsche und Aufträge des Bischofs zurück", heißt es in dem Bericht. Tebartz-van Elst habe sich nicht um Einzelheiten der Finanzierung gekümmert, sondern sei Kostenfragen bewusst ausgewichen.
Tebartz-van Elst hatte vor allem in der Diskussion um die Baukosten das Vertrauen der Gläubigen im Bistum Limburg eingebüßt. Die Kosten waren zunächst auf 2,5 Millionen Euro beziffert worden und dann innerhalb von drei Jahren auf mindestens 31 Millionen Euro gestiegen. Ein Strafverfahren der Staatsanwaltschaft Hamburg gegen Tebartz-van Elst wegen eidesstattlicher Falschaussage wurde gegen die Zahlung von 20.000 Euro eingestellt.
Milde vom Papst
Für Verwunderung sorgte in Rom die Formulierung in der Mitteilung, der Heilige Stuhl habe "den mit Datum vom 20. Oktober 2013 durch den Bischof angebotenen Amtsverzicht angenommen". Aus Vatikan-Kreisen verlautete am Mittwoch, dabei handelte es sich um den Versuch, Tebartz-van Elst einen würdigen Abgang zu verschaffen. Deutsche Bischöfe hatten noch im Februar ergebnislos versucht, Tebartz-van Elst zum Rücktritt zu bewegen. Vatikansprecher Federico Lombardi wollte sich zu dieser Frage nicht näher äußern, sagte der "Wiener Zeitung" aber, es hätte sich bei der Entscheidung um eine "ziemlich schwere Geburt" gehandelt.
Dass der umstrittene 54-jährige Bischof dem Papst schon vor fünf Monaten seinen Rücktritt angeboten haben soll, war bisher nicht bekannt. Nach dem Kirchenrecht werden Rücktrittsangebote eines Bischofs erst dann wirksam, wenn der Papst das Angebot annimmt. Am 21. Oktober 2013 war Tebartz zu einer Audienz bei Franziskus, der ihn damals bis zur Klärung der Vorwürfe beurlaubte. Tebartz-van Elst zog sich anschließend in die niederbayerische Benediktinerabtei Metten zurück, aus der er aber inzwischen wieder ausgezogen ist. Wie die Zukunft von Tebartz-van Elst aussieht, ist derzeit noch unklar. Die Versetzung als Bischof in eine andere Diözese sowie eine Berufung nach Rom gelten im Vatikan als unwahrscheinlich.
Vergangenen Donnerstag hatte die Bischofskongregation über den Fall beraten. Am Samstag sprach der Präfekt der Kongregation Kardinal Marc Ouellet bei Franziskus vor. Anfang dieser Woche war dann auch Tebartz-van Elst wieder in Rom. Ausschlaggebend für die Entscheidung des Papstes war offenbar nicht nur der Bericht der Prüfungskommission, sondern auch das zerrüttete Verhältnis zwischen Gläubigen und Bischof in Limburg. In der Vatikan-Mitteilung hieß es außerdem, der Heilige Vater bitte den Klerus und die Gläubigen in Limburg, "die Entscheidung des Heiligen Stuhls bereitwillig anzunehmen und sich darum zu mühen, in ein Klima der Barmherzigkeit und Versöhnung zurückzufinden".
Die Entscheidung des Papstes wurde in deutschen Kirchenkreisen positiv aufgenommen. "Es ist gut, dass der Papst heute eine Entscheidung herbeigeführt hat", sagte der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. Für das Bistum Limburg werde eine Zeit der Unsicherheit beendet und ein Aufbruch und Neubeginn möglich gemacht.