Moskau. Unter den 71 Insassen, die beim Flugzeugabsturz in einem Moskauer Vorort am Sonntag ums Leben gekommen waren, waren laut dem russischen Katastrophenschutzministerium zwei Ausländer. Bei diesen handle es sich um einen Schweizer und einen Mann aus Aserbaidschan.

Der Name des Schweizers steht auch auf der Passagierliste, die die Airline Saratow am Sonntag auf ihrer Webseite veröffentlicht hatte. Das Schweizer Außenministerium konnte die Angaben zunächst nicht bestätigten. Zuvor hatte bereits eine Sprecherin der Stadt Orsk, aus der die meisten Absturzopfer stammen, erklärt, dass ein Schweizer unter den Toten sei. Der "Blick" berichtete unter Berufung auf den Chef eines börsenkotierten Schweizer Unternehmens, dass der Mitarbeiter in Russland auf Dienstreise war.

Die Einsatzkräfte haben inzwischen die Flugschreiber nahe der Absturzstelle gefunden. Einer habe zwar leichte Schäden, teilte der Zivilschutz des Moskauer Umlands am Montag mit. Die Ermittler könnten die Daten aber auswerten, hieß es der Agentur Interfax zufolge. Nähere Informationen zur Unfallursache waren bisher nicht bekannt.

Vom Radar verschwunden

Die Maschine vom Typ Antonow An-148 war um 14.28 Uhr Ortszeit (12.28 Uhr MEZ) und damit vier Minuten nach dem Start vom Radar verschwunden, wie die Luftverkehrsbehörde mitteilte. Das Flugzeug hatte eigentlich in die Ural-Stadt Orsk nahe Kasachstan fliegen sollen. Russische Nachrichtenagenturen zitierten Augenzeugen im Dorf Argunowo, denen zufolge die Unglücksmaschine brennend vom Himmel stürzte.

Zur möglichen Unglücksursache wollten sich Experten vorerst nicht äußern. Aus der Fluggesellschaft verlautete lediglich, die Maschine sei vor dem Start überprüft worden, es habe keine Unregelmäßigkeiten gegeben. Das Flugzeug habe erst im Jänner einen sogenannten C-Check durchlaufen, bei dem Triebwerke und Struktur der Maschine in einem langwierigen, etwa zweiwöchigen Verfahren besonders genau überprüft werden.

Das Flugzeug war unterwegs in die Stadt Orsk nahe der Grenze zu Kasachstan, rund 1.500 Kilometer von Moskau entfernt. Die meisten Fluggäste seien Bewohner des Gebietes Orenburg, zu dem Orsk mit rund 230.000 Einwohnern gehört. An Bord waren Berichten zufolge auch drei Kinder und zwei oder drei Ausländer, darunter nach Angaben einer Sprecherin der Stadt Orsk ein Schweizer. Dies konnte zunächst nicht verifiziert werden, die Botschaft der Schweiz in Moskau war am Sonntagnachmittag nicht telefonisch erreichbar.

Präsident Wladimir Putin sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus. Er wies die Regierung an, eine Untersuchungskommission einzusetzen. Die Ermittlungsbehörde und die Staatsanwaltschaft gingen möglichen Verstößen gegen die Flugsicherheitsvorschriften nach.

Auch die deutsche Regierung drückte den Angehörigen ihr Mitgefühl aus. "Erschüttert über die schrecklichen Nachrichten vom Flugzeugabsturz in der Nähe von Moskau. Wir trauern mit den Menschen in Russland um die Opfer der Katastrophe", schrieb Regierungssprecher Steffen Seibert bei Twitter.

Flugunfälle nicht selten in Russland

Die USA sprachen Russland ebenfalls ihre Anteilnahme aus. "Wir sind zutiefst traurig über den tragischen Tod jener an Bord von Saratow Airlines Flug 703", hieß es in einer schriftlichen Erklärung des Weißen Haues.

Die relativ kleine Fluggesellschaft Saratow Airlines wurde nach Angaben der Nachrichtengentur Tass 1994 gegründet. Sie bietet nationale und internationale Flüge an. Auch die Airline werde überprüft, hieß es.

Das Flugzeug sei acht Jahre alt gewesen, Saratow Airlines habe es 2017 von der Billigairline Rossija übernommen, berichtete Tass. Die An-148 kann bis zu 85 Menschen befördern und hat eine Reichweite von rund 4.000 Kilometern. Sie ist eine zweistrahlige Maschine für Regionalflüge und wird vom ukrainischen Hersteller Antonow gebaut.

Der Fall wirft ein Schlaglicht auf die Flugsicherheit in Russland: Flugzeugabstürze mit zahlreichen Todesopfern passieren nicht selten. Verantwortlich sind neben Pilotenfehlern und schlechtem Wetter oftmals auch der Einsatz von alten, schlecht gewarteten Maschinen.