Genf/Wien. Vor drei Jahren gingen die Fotos des toten Flüchtlingskindes Alan Kurdi an einem türkischen Strand um die Welt. Nun zeigt ein aktueller Bericht des UNO-Hilfswerkes UNHCR, dass die Überquerung des Mittelmeers noch tödlicher geworden ist. Zwar sei die Gesamtzahl der nach Europa kommenden Menschen drastisch zurückgegangen, die Zahl der Todesfälle aber gleich geblieben, rechnet UNHCR in dem Bericht "Desperate Journeys" (auf Deutsch etwa "Verzweifelte Überfahrten") vor. Demnach starben heuer von Jänner bis Juli 1600 Menschen bei der gefährlichen Überfahrt mit dem Boot: Das ist jeder 18. Flüchtling - im gleichen Zeitraum 2017 endete die Überfahrt für jede 42. Person tödlich.

"Die Zahl der Menschen, die an Europas Küsten ankommen, sinkt. Es stellt sich nunmehr nicht mehr die Frage, ob Europa die Ankunftszahlen bewältigen kann, sondern ob es sich menschlich genug zeigt, Leben zu retten", meinte Pascale Moreau, Direktorin des UNHCR-Büros für Europa, bei der Präsentation des Berichts.

Die Zahl der Geretteten dürfte jedenfalls weiter zurückgehen. Weil Roms rechtspopulistische Regierung den Rettungsschiffen privater Hilfsorganisationen das Anlegen in Italiens Häfen untersagt hat, haben viele NGOs ihren Einsatz im Mittelmeer abgebrochen. Zuletzt zog sich die spanische Hilfsorganisation "Open Arms" aus den Gewässern vor der libyschen Küste zurück. Davor hatte bereits die "Aquarius" ihren Mittelmeer-Einsatz beendet. Auch das private Rettungsschiff von SOS Mediterranee und Ärzte ohne Grenzen sah sich gezwungen, seine Rettungsmission für beendet zu erklären.