Bereits seit dem Jahr 1670 gibt es das Weingut Taubenschuss. Seit 2019 sind die Brüder Markus und Thomas Taubenschuss Inhaber des Traditionsbetriebes. Während sich Markus um die Kelleragenden und die Weingärten kümmert, ist Thomas für Marketing und Imagepflege zuständig. Die hochwertigen Tröpfchen werden zunehmend auch im Ausland nachgefragt (rund 30 Prozent gehen in den Export), weshalb ein professioneller Auftritt auf internationalen Märkten immer wichtiger wird. Die Eltern bringen sich als Allrounder in den Weingärten und in der regionalen Kundenbetreuung ein.
Das Weingut befindet sich derzeit in Umstellung auf biologische Bewirtschaftungsweise, ab dem Jahrgang 2023 werden sämtliche Gewächse mit dem Biogütesiegel versehen sein. Nachhaltige Bewirtschaftung, das heißt Aussparung von systemischen Mittelchen punkto Pflanzenschutz und Unkrautbekämpfung, ist im Betrieb schon lange gelebte Praxis. Verstärkt bemühen sich die Brüder nun um Dauerbegrünung und Biodiversität. Hinzu kommt das stete Bemühen um eine gute Bodenqualität mit eigener Kompostproduktion, die auch im Ausdruck der Weine zu erkennen ist. Zudem erfolgt auf Taubenschussschen Rieden eine Beweidung durch eine spezielle Schafrasse. Die Tiere liefern Dung, fördern damit das Bodenleben, minimieren durch das Abfressen der Gräser in der Stockzone das Erfordernis des Traktoreinsatzes und optimieren damit die CO2-Bilanz des Weinguts. Die Weinlese erfolgt zu hundert Prozent von Hand, noch nie sei auf der Scholle des Weinguts ein maschineller Volltraubenernter, wie er heutzutage häufig in Weingärten anzutreffen ist, zum Einsatz gekommen, versichern Markus und Thomas Taubenschuss.
Bei den Weinen liegt der Fokus – schon seit Großvaters Zeiten – klar auf den Sorten Grüner Veltliner und Weißburgunder. Bereits jetzt werden sämtliche Lagenweine spontan (ohne Einsatz von Reinzuchthefen) vergoren, wodurch deren Eigenständigkeit und Komplexität gefördert werden soll. Mittelfristig möchte Kellermeister Markus Taubenschuss auch die Basisqualitäten spontan vergären. Sowohl durch weingärtnerische Maßnahmen als auch im Wege des Ausbaus der Gewächse wird – höchst erfolgreich – der Üppigkeit entgegengewirkt. Während die Basisqualitäten im Stahltank und die gehobenen Qualitäten teils im Stahltank und teils im Holzfass geschult werden, reifen die Topweine von Beginn der Gärung an in Holzfässern, wobei ausschließlich 1200-Liter-Eichenfässer und 2400-Liter-Akazienfässer zum Einsatz kommen. Auf dem Rücketikett der Bouteillen sind die Qualitätsstufen mit zwei bis fünf weißen Tauben visualisert. Diese als Orientierung für die Kunden intendierte Abstufung komme auch international gut an, sagt Thomas Taubenschuss. Je mehr Tauben aufscheinen, desto älter sind die Reben, desto reifer ist das verarbeitete Traubenmaterial, desto länger waren die Weine auf der Feinhefe und desto höher ist auch das Lagerpotenzial. Wobei anzumerken ist, dass auch die preisgünstigeren Formate im Zwei-Tauben-Segment blitzsauber gekeltert und absolut trinkvergnüglich sind. Ein sehr empfehlenswerter preisgünstiger Wein in diesem Bereich ist etwa der 2022er Early Bird Gemischter Satz, der aus zahlreichen Sorten besteht und in seiner knackig-erfrischenden Art gefällt (7,90 Euro).

Die Beweidung der Weingärten durch Schafe fördert das Bodenleben und wirkt sich positiv auf die CO2-Bilanz des Weinguts aus.
- © Weingut TaubenschussMit drei Tauben gekennzeichnet sind die gleichermaßen preiswerten und vergnüglichen 2022er-Gewächse Grüner Veltliner Ried Weißer Berg und Weißburgunder Ried Weißer Berg (je 10,50 Euro). Auf dem Weißen Berg, der den höchsten Kalkanteil der ganzen Gegend aufweist, sind die Bedingungen für Weißburgunderanbau vorzüglich. Durch die in diese Lage einfallenden Winde trocknen auch die Früchte rasch ab. Es gedeihen dort auch die Trauben, die für den herrlichen (mit fünf Tauben ausgewiesenen) Weißburgunder Selection verwendet werden, der österreichweit zu den feinsten und gediegensten Vertretern dieser Sorte zählt. Während Premium-Weißburgunder hierzulande oft im Ruf stehen, allzu füllig und eindimensional zu sein, trifft das auf die Weine von Taubenschuss keineswegs zu. Sogar die aktuelle – sehr lange auf der Feinhefe ausgebaute – Weißburgunder Selection aus dem warmen Jahrgang 2019 besticht durch kühlfruchtig-kreidigen Charakter sowie durch die mit Finesse gepaarte Komplexität und Tiefgründigkeit (25 Euro).
Die Grünen Veltliner sind in verschiedenartigen Spielarten vorhanden, wodurch unterschiedliche Geschmäcker bedient werden können. Seit zwei Jahren wird der Grüne Veltliner aus der Lage Neidharden riedenrein ausgebaut, nachdem die Brüder das gute Potenzial dieser Lage ausgelotet hatten. Der Name dieser geschichtsträchtigen Riede, so erfahren wir, geht auf den letzten Poysdorfer Ritter namens Neidhard, der im Ort auch eine Burg besaß, zurück. Ein Wein mit hohem Wiedererkennungs- und Alleinstellungscharakter ist der (mit vier Tauben ausgewiesene) Grüne Veltliner Ried Tenn. Die Früchte gedeihen auf kargem Lössboden mit hohem Kalk- und Schotteranteil und bestechen durch Finesse sowie Mineralik. Eine ausgesprochene Rarität ist der (ebenfalls viertaubige) höchst empfehlenswerte Grüne Sylvaner Ried Höbertsgrub, der sich elegant, rassig, abgerundet und saftig präsentiert (13 Euro). Schließlich verfügt das Weingut neuerdings über ein Sortiment von im eigenen Haus produzierten Sekten, die im Fünf-Tauben-Segment positioniert sind. Den Auftakt zu dieser Linie bildet der herrliche – nach 30 Monaten Hefelager degorgierte – 2019er Blanc de Blancs Extra Brut Sekt Austria Große Reserve (25 Euro) – man darf auf die weiteren Formate gespannt sein!
AUS DEM SORTIMENT

2021 Weißburgunder Ried Weißer Berg (12,5 % Alk., 10,50 Euro)
Feine einnehmende Nase nach Weingartenpfirsich, gefolgt von zarten nussigen Anklängen, saftig und vital, feinziseliert-elegant geprägt, salzig-mineralisch, herrliches Trinkvergnügen.
2019 Grüner Veltliner Ried Tenn Reserve (13 % Alk., 15 Euro)
Goldgelbe Farbe, reifer Pfirsich, dahinter Marille, vitales ausgesprochen passendes Säurespiel, das den anklingenden Honigton bestens kompensiert, komplex und feinstrahlig, sehr gutes Potenzial, lässt in hohem Maße das Terroir verspüren.
Print-Artikel erschienen am 21. April 2023
In: "Wiener Zeitung", Beilage "Wiener Journal", S. 22–23